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Kristina: Wie sie mit Mandalas ihre introvertierte Seite auslebt

Dies ist ein Gastbeitrag von Kristina von Mandalavision.de.

Ich bin Kristina, habe mittlerweile gut 40 Jahre Erfahrung als Introvertierte, und bin auf diesen Blog durch einen ebenfalls introvertierten Kollegen aufmerksam geworden. Einerseits frage ich mich, ob es gut oder richtig ist, die Bezeichnung „introvertiert“ zu verwenden und in den Vordergrund zu stellen? Andererseits erlebe ich immer wieder, dass es für mich wichtig ist, diese Eigenschaft ganz klar zu benennen und zu ihr zu stehen.

Genauso wie Patrick zu Beginn seines Buches „Kopfsache“ schreibt, habe auch ich in einer Phase, in der es mir gar nicht gut ging, angefangen mich mit dem Thema Introvertiertheit zu beschäftigen. Das für mich erste Buch in dieser Richtung war ebenfalls „Still“ von Susan Cain. Es tat einfach gut zu lesen, dass meine Wahrnehmung und Reaktion auf die Welt um mich herum nicht gestört ist, sondern eben anders als von den meisten Menschen. Denn es scheint so zu sein: Die Mehrheit der Menschen tickt anders, eher extrovertiert. Für mich ist das nicht nachvollziehbar und dennoch bin ich mit dem Gefühl aufgewachsen, dass ich „verkehrt“ bin, dass ich nicht richtig bin. Bis noch vor ca. fünf Jahren hat dieses Gefühl schwer auf mir gelastet. Durch die Beschäftigung mit Introversion habe ich gelernt, zu meinem Wesen und meinen Eigenschaften zu stehen, sie an mir selbst zu akzeptieren und auch zu mögen.

Die interessante und faszinierende Erfahrung für mich – und hoffentlich auch für Euch: Je mehr ich zu meiner Wesensart stehe und ihr gemäß lebe, desto mehr „passende“ Menschen lerne ich kennen und desto weniger introvertiert wirke und lebe ich, weil ich mich unter „meinesgleichen“ gar nicht mehr so introvertiert fühle und verhalte. So gesehen ist alles relativ, auch Introvertiertheit und Extrovertiertheit. Die Qualitäten verändern sich, je weniger man mit dem Gegenteil konfrontiert ist.

Beruflich habe ich es mir in den letzten Jahren so eingerichtet, dass ich einer Teilzeitbeschäftigung im Büro nachgehe, (eher extrovertierte) Minijobs nur annehme, wenn es finanziell unbedingt sein muss, und ansonsten meiner eigentlichen Berufung nachgehe: dem künstlerischen Schaffen wie Zeichnen, Malen, kunsthandwerkliches Gestalten; alles in Verbindung mit Lesen, da mein künstlerisches Schaffen inspiriert ist von der All-Einheit, dem Gefühl des Verbunden- und Aufgehobenseins und der Suche nach Denkern und Menschen, die dieses Gefühl auch in sich tragen.

Wohl aus diesem Grund haben sich künstlerisch vor allem Mandalas ausgeprägt, die ich gedankenversunken, geradezu kontemplativ, frei Hand zeichne. Beim Zeichnen weiß ich nie, welches Mandala am Ende auf dem Blatt erscheint. Ich zeichne eigentlich immer Kreise und Quadrate, aber das Erstaunliche ist, dass mit gleichen Bausteinen immer neue Formen entstehen. Anschließend coloriere ich die Bleistiftzeichnungen mit Aquarellfarben und auch hier überlasse ich mich dem Augenblick und tauche meinen Pinsel meistens spontan ohne willentliche Absicht in die Farbnäpfe. Während des Zeichnens und Malens geht es mir bestens, weil ich sozusagen in meiner „introvertierten Komfortzone“ bin – was mir wiederum Kraft gibt, diese immer wieder zu verlassen und meine extrovertierten Seiten auszutesten.

Natürlich wäre es noch viel schöner, wenn es Menschen gibt bzw. ich sie finde, die sich für meine kleinen philosophischen Gebilde, die ich Mandalas nenne, interessieren und sie genauso schön und kraftspendend empfinden wie ich. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich erleben dürfte, dass meine Kunst eher introvertierte Menschen anspricht.

Meine Mandalas sind zu sehen

Herzlich,
Kristina

Über den Autor

Mein Name ist Patrick und ich bin introvertiert. Oft habe ich mir gewünscht, extrovertiert zu sein, bis ich meine Veranlagung besser verstanden habe. Mehr über mich und mein Buch Kopfsache.

Comments

  1. Dirk Lorenz says

    Sehr inspirierend! Finds schön für Dich, eine „introvertierte Komfortzone“ gefunden zu haben. Das macht auch anderen Mut.
    Viele Grüße
    Dirk

    • Lieber Dirk,
      gerade eben habe ich Deinen Kommentar gesehen und freue mich, dass Du meine Zeilen inspirierend empfindest, denn genau das wünsche ich mir: dass mehr Menschen den Mut finden, Ihre ganz besonderen Seiten zu leben 🙂
      Herzlich, Kristina

  2. Hallo Kristina, das ist aber eine wirklich sehr aussergewöhnliche Art Energie zu tanken und seine introvertierte Seite auszuleben. Aber es ist schön das du auch deinen introvertierte Seite so immer wieder neu entdeckst.

    leisesleben

    • Hallo leisesleben,

      für mich ist es interessant, dass Du das Zeichnen und Malen (ich lese und schreibe auch sehr viel rund um die Gedanken zu meiner Mandala-Philosophie) als außergewöhnliche Art Energie zu tanken empfindest. Für mich ist das das Naheliegendste und ich kann mir gar nicht vorstellen, ohne Papier, Stifte und Bücher zu leben. In Zeiten, in denen das zu kurz kommt, merke ich, dass ich aus dem Gleichgewicht komme.

      Ich freue mich, dass Du meinen Beitrag gelesen hast und ebenso über Deinen Kommentar!

      Herzlich
      Kristina