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Introversion angeboren oder "anerzogen"?
Was denkt ihr: Wird man als Intro geboren oder kann sich das auch verändern?
Ich persönlich war ein offenes/ extravertiertes Kind, merkte dann aber dass ich oft nicht gehört oder nicht ernst genommen wurde. So wurde ich immer ruhiger und habe mich immer mehr zurückgezogen.
Vermutlich trug ich die Veranlagung zur Introversion immer schon in mir, aber durch diese Erlebnisse wurde das sicher verstärkt.
Oder wie erlebt/seht ihr das?
Ich freue mich auf eure Rückmeldungen. :-)
Kommentare
ich habe auch schon öfter darüber nachgedacht: eine finale Antwort steht aber noch aus, wird es vmtl. auch nie geben.
Ich kann von mir sagen, dass ich es in der Grundschule so ab der 4. Klasse gemerkt habe, dass ich etwas anders bin. Die anderen haben immer laut herumgetobt und konnten sich über jede Kleinigkeit freuen und laut lachen, ich dagegen war immer eher ruhig und „vernünftig“. Ich bin in einem sehr konservativen Elternhaus aufgewachsen. Es gab viele Regeln und Verpflichtungen nach dem Motto: das macht man aber so. Schule war einfach nur furchtbar.
Insgesamt, und das ist meine Meinung dazu, sind es eher die Erfahrungen und Erlebnisse, die Introversion bewirken. Durch die Ausgrenzung, weil man nicht alles mitmacht, zieht man sich immer mehr zurück. Ich denke der angeborene Teil ist eher gering, aber auf jedem Fall vorhanden. So sehe ich das jedenfalls.
Gruß
Ich sehe es eben irgendwie recht ähnlich. :-)
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Ich bin der festen Überzeugung, dass Intro- als auch Extroversion angeborene (evtl. genetisch vererbbare) Persönlichkeitsmerkmale sind. Beides wird benötigt, damit eine Gesellschaft funktionieren kann.
Anerzogen und manchmal problematisch ist das Selbstbildnis dieses Merkmals. Das bemerke ich u.a. oft hier im Forum. Wenn das Umfeld das Leise ins Laute umkehren will, entsteht Chaos. Umgekehrt genauso. Daraus entstehen Zweifel, Trauer und Wut. Obwohl genau das, das Umfeld wohl vermeiden wollte/will.
Man darf aber meiner Meinung nach auch nicht außer Acht lassen, dass unser Verhalten maßgeblich auch von unserem sozialen Umfeld geprägt wird - und das lange bevor unsere Erinnerungen einsetzen. Das Verhalten der eigenen Eltern, Vorbildspersonen, Freunden und auch die Beziehung zu Geschwistern sind dabei einige der Faktoren, die uns formen und uns zu den Menschen machen, die wir heute sind.
Ich bin so geboren, aufgrund von sozialen Faktoren bin ich jedoch auch immer mehr in mich hinein versunken.
Hat das mit meinen sozialen Kompetenzen geholfen? Mitnichten.
Mir wollen Menschen immer wieder erzählen, dass ich doch ganz gut so bin, wie ich bin und bei weitem nicht so schlimm, wie ich es mir ausmale, was sicherlich auch stimmt.
Allerdings stimmt es auch, dass ich nur weil ich gern in meinem Zimmer hocke, ein Buch lese, etwas spiele, oder Fernsehen schaue, ebenso gut mit andern Menschen auf meine Art kommunizieren könnte, wenn ich es wollte.
Das Problem ist eher, dass ich die Praxis kaum erforscht habe und so kaum Anschluss habe, wenn ich von meinen Arbeitskollegen und einstigen Mitschülern mal absieht.
Hin und wieder schaffe ich es an ganz guten Tagen, wild fremde Menschen anzuplappern, wenn ich merke, diese interessieren sich für den selben Kram wie ich und man kommt dann in 98% der Fälle auch gut ins Gespräch, aber das ist halt eher die Ausnahme, da schwingt dann doch ein Hauch Schüchternheit/Angst mit.
Zudem kommt - auch bei mir - eine sehr strenge Erziehung. Da ging es sogar soweit, dass ich bitte nur so mich verhalten sollte wie es von mir erwartet wurde. Wenn man das über Jahre "eingetrichtert" bekommt, ist es sehr, sehr schwer, sich daraus zu befreien und noch heute achte ich sehr häufig darauf, es Allen bzw. meinem Gegenüber recht zu machen.
Vielleicht ist es doch eine Kombination aus beidem - Veranlagung, Erziehung und die Summe des Erlebten...
Liebe Grüße
Eine reine Veranlagung ist es nach meiner Meinung, wenn man damit gut leben kann, keine Einsamkeit verspürt und einfach glücklich damit ist.
Wenn aber Ängste da sind sich zu zeigen, zB. in Form von Reden halten usw., sieht es für mich anders aus. Das hat seinen Ursprung nach meiner Einschätzung in Scham- und Unzulänglichkeitsgefühlen, und diese sind das Ergebnis der Sozialisation, also in erster Linie durch die Eltern. Das muss einem nicht unbedingt bewusst sein, da die grundlegende Einstellung sich selbst gegenüber in den ersten 3 Lebensjahren geprägt wird.
Wenn die Ängste erst später aufgetaucht sind, man also anfangs frei sprechen konnte vor Zuhörern, würde ich meinen, dass dann vielleicht negative Reaktionen oder Erlebnisse in diesem Kontext dafür verantwortlich sind, bzw. wie man diese interpretiert hat.
Ich glaube, dass ich von der Veranlagung her ein fröhlicher, lebendiger, spontaner Mensch bin, der sich eigentlich auch gerne zeigen würde, aber so viele traumatisierende Erfahrungen mit den Eltern und anderen gemacht habe, dass Menschen eher eine Gefahr für mich darstellen und ich schon genau wissen muss, wie jemand denkt und fühlt, um mich sicher fühlen zu können. Für mich ist auch wichtig, dass der andere bereit ist sich mir zu zeigen, wie er wirklich ist. Das ist in einer Gruppe natürlich nicht so gegeben, da dort ja mehr smalltalk gehalten wird und ich glaube auch, dass dort alle mehr oder weniger mit einer Maske unterwegs sind.
Aber! Die Art und Weise , wie man damit umgeht verändert sich im Leben immer wieder sehr stark und damit erscheinen oder verschwinden Folgeerscheinungen. In meiner Jugend war mir zum Beispiel vollkommen unklar, was ein Intro ist und was das für mich bedeutet. Als Folge habe ich vieles, wie etwa die Präferenz lieber mit wenigen guten Freunden zu quatschen statt in großen Partys Leute kennen zu lernen, als Schwäche oder gar Fehler gesehen und mich oft zu entsprechenden Aktivitäten gezwungen. Dort fühlt man sich dann unwohl und unsicher, entwickelt schlechtes Selbstbewusstsein und Schüchternheit.
Je mehr ich später aber begriffen habe, wie ich funktioniere, was ich kann oder mag und was nicht, um so sicher fühlte ich mich. Die Schüchternheit ist verschwunden und Selbstbewusstsein ist auch kein Problem mehr.
Aber verändert habe ich mich eben nicht. Ich bin noch genauso introvertiert wie damals. Man kann sagen, ich gehe damit lediglich viel gesünder um und damit geht es mir automatisch auch besser. (Mal abgesehen von den seltenen dunklen Stunden, in denen man mal zu sehr vom Alleine sein geplagt wird)
"Als Folge habe ich vieles, wie etwa die Präferenz lieber mit wenigen guten Freunden zu quatschen statt in großen Partys Leute kennen zu lernen, als Schwäche oder gar Fehler gesehen und mich oft zu entsprechenden Aktivitäten gezwungen. Dort fühlt man sich dann unwohl und unsicher, entwickelt schlechtes Selbstbewusstsein und Schüchternheit."
Ich habe die Erfahrung gemacht, mich früher sehr viel stärker an der Mehrheit orientiert zu haben. Ich wollte mitspielen. obwohl es nachweislich nicht mein Ding war und ich mich oft unwohl fühlte.
Vor nunmehr bald 6 Jahren hatte ich ein Erlebnis, welches mich zu der Überzeugung bringt, dass Introversion angeboren ist. Man letztendlich so ist, wie man ist. Und daran ist definitiv nichts Schlechtes. Denn trotzdem darf man sich verbessern, über sich selbst hinauswachsen und ein glückliches, zufriedenes Leben führen - nach den eigenen Möglichkeiten.
@SanneHB: Dein Schlusssatz gefällt mir! Ja, vermutlich ist es wirklich eine Kombination von Beidem.
@Maskenträgerin: Spannend die Beobachtungen aus deiner Familie.
@Nanno: Das tut mir leid hattest du solch traumatisierende Erlebnisse.
@grasta998: Sehr schön geschrieben! Das würde ich so auch unterzeichnen.
@enjoythesilence: Darf man fragen, was du vor 6 Jahren erlebt hast?
ja, darf man :)
und die Geschichte ist vielleicht auch für alle Anderen, die hier schreiben, interessant.
Es geht um eine Schulung zur Kommunikation, an der ich vor bald 6 Jahren teilgenommen habe.
Da saß ich also in gespannter Erwartung, was die beiden Schulungstage so mit sich bringen würden und es ging gleich einmal los mit einer Vorstellungsrunde. Im Tandem.
Oh nein, wie ich das hasse - eigentlich, seitdem ich denken kann. Und es war auch katastrophal, was da aus mir raus kam. Und wie wenig. Trotzdem habe ich mich nicht entmutigen lassen und den Kurs über mein Bestes gegeben, mich irgendwie einzubringen, was mal besser und mal schlechter gelang.
Dann gab es am zweiten Tag relativ zum Ende die Möglichkeit, einen Text vorzulesen und dafür habe ich mich dann sehr gern und freiwillig gemeldet und es war dann auch ohne mich selbst belobhudeln zu wollen, der wohl am schönsten vorgelesenste Text von allen Vier.
Es ging um Melancholie. Einer der Vier Begriffe aus der Temperamentenlehre.
Und ja, das mit der Melancholie trifft bei mir in einigen Punkten schon ganz gut ;)
https://de.wikipedia.org/wiki/Temperamentenlehre
Und ich dachte zum einen
verdammt, da wandelst du nun schon so lange auf dieser Erde und immer noch bekommst du Magendrehen, wenn du dich einer Gruppe Leute vorstellen sollst. Es hat sich nichts geändert, offenbar kannst du nicht aus deiner Haut.
Ja, aber ich habe weitergeforscht. Wollte wissen, warum ich so bin und sah an einem weiteren Teilnehmer, der sich noch zurückhaltender als ich verhielt, dass es eigentlich ganz angenehm auf mich wirkt, wenn Menschen sich nicht direkt in den Vordergrund drängen.
Er hat es außerdem geschafft, die schönste und angenehmste Vorstellung von allen zu präsentieren.
Von der Temperamentenlehre kam ich auf Introversion und von da an war es nur noch ein kleiner Schritt, Patricks Blog zu finden und mich schließlich hier im Forum anzumelden.
Und das war wohl das Beste, was mir seit Langem passiert ist! denn mit Hilfe der Erfahrungen, die hier geteilt werden, habe ich mich seitdem schon ganz gut in die richtige Richtung entwickeln dürfen :)
Also, auch wenn Introversion vermutlich angeboren ist und man nicht so gut aus seiner Haut kann, so gibt es doch Möglichkeiten, seine Eigenarten akzeptieren ja vielleicht sogar lieben zu lernen und ab und an im eigenen Tempo aus der Komfortzone rauszukommen.
Intro/Extroversion kann nicht anerzogen werden. Auch nicht aberzogen. Ein Introvertiertes Kind wird auch ein introvertierter Erwachsener, auch wenn eine kleine "normalisierung" mit zunehmenden Alter stattfindet.
Der Kern diese Persönlichkeitsdimension ändert sich nicht im Laufe des Lebens.
Das ist auch völlig ok so.