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7 Dinge, die Du über Introversion wissen musst

Dieser Artikel ist die Gesprächsgrundlage für den gesamten Blog und essentiell, um Dich selbst besser kennenzulernen. Hältst Du Dich bereits für entweder introvertiert oder extrovertiert? Gut, dann lernst Du jetzt, was das bedeutet.

1. Wer hat’s erfunden?

Der Schweizer Psychoanalytiker Carl Gustav Jung hat die Begriffe Introversion und Extroversion im Jahr 1921 in die Welt gesetzt.

Nach seiner Definition ist Extroversion eine Präferenz für direkte Erlebnisse mit Menschen und Dingen. Extrovertierte erleben jede Erfahrung.

Introvertierte hingegen präferieren die innere Welt der Gedanken. Sie fokussieren auf die Bedeutung von den Erlebnissen um sie herum. Sie verarbeiten Informationen ausführlicher und interpretieren sie. (Quelle)

 

2. Introversion = Veranlagung

Introversion und Extroversion sind angeborene Veranlagungen.
Ob eine Eigenschaft angeboren ist, lässt sich am besten mit Zwillingsstudien nachweisen. Über die Jahrzehnte haben Studien gezeigt, dass eineiige Zwillinge, die getrennt von einander aufwachsen, ähnlichere Persönlichkeitsmerkmale aufweisen als zweieiige Zwillinge, die zusammen aufwachsen. Gene haben also einen größeren Einfluss als die Erziehung.
(vgl. Marti Olsen Laney in „The Introvert Advantage“)

Introversion und Extroversion sind bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt. Es drängt sich die Frage auf, wie viel Introversion angeboren und wie viel anerzogen ist. Eine Antwort darauf gibt es jedoch nicht, da sich beides beeinflusst.

Die Ausprägung der Introversion ist davon abhängig wie der angeborene Mix an Eigenschaften mit der Umwelt und der Erziehung zurecht kommt. Außerdem führen die angeborenen Eigenschaften dazu, dass sich Menschen die dazu passenden Erlebnisse suchen und die Ausprägung so ggf. verstärken.
(vgl. Susan Cain in „Still“)

> Merke: Introversion und Extroversion sind angeboren und können nicht geändert werden.

Veranlagungen können nicht geändert werden. Man wächst nicht heraus und kann sie auch nicht weg-therapieren. Introversion und Extroversion bleiben im Verlauf des Lebens relativ stabil.
(vgl. Susan Cain in „Still“, Marti Olsen Laney in „The Introvert Advantage“ und Spiegel)

 

3. Introversion geht über das Soziale hinaus

C.G. Jung hat Introversion und Extroversion nicht auf die soziale Komponente beschränkt, sondern sie als Präferenz für die äußere oder die innere Welt beschrieben.
Über die Jahrzehnte wurden die Begriffe jedoch immer weiter zurechtgestutzt und „vereinfacht“. Heute ruft das Wort „introvertiert“ vor allem Assoziationen wie „zurückgezogen“, „unsozial“, „allein“ oder „passiv“ hervor.

Es gibt jedoch auch Introvertierte, die gern mit vielen Menschen zusammen sind und einen großen Freundeskreis haben. Sie sind eine Minderheit, aber es gibt sie. Nach der ursprünglichen Definition ist das auch kein Widerspruch – nach dem heutigen verengten Verständnis passt das jedoch nicht mehr zusammen.

Daher hat die Psychologin Elaine Aron den Begriff „Hochsensibilität“ geschaffen, um wieder auf das eigentliche Thema zurückzukommen.
Hochsensible Menschen haben ein sehr sensibles Nervensystem – ein wesentlicher Bestandteil von Introversion. Sie selbst erklärt, dass der neue Begriff unnötig wäre, wenn es bei der ursprünglichen Bedeutung von Introversion geblieben wäre. (Hier gibt es eine interessante Kurzanalyse zu den Gemeinsamkeiten beider Begriffe.)

> Merke: Introversion und Extroversion sind weit mehr als eine Beschreibung des sozialen Verhaltens.

Ich werde in diesem Blog überwiegend bei „Introversion“ bleiben, schließlich ist das der gängigere Begriff, von dem jeder ein Bild hat (das aber meist korrigiert werden muss).

 

4. Eine Frage der Stimulation

Das Konzept der Introversion und Extroversion beruht auf der Annahme, dass beide Typen unterschiedliche Stimulation benötigen. Introvertierte sind sensibler für Stimulation vieler Arten und brauchen ein anderes Level an Stimulation als Extrovertierte.
(vgl. Susan Cain in „Still“)

Introvertierte sind aufgrund ihrer höheren Gehirnaktivität oft auch dann noch stimuliert, wenn sie von außen keine neuen Reize empfangen.
Im Umkehrschluss heißt das auch: Sobald neue Reize von außen dazu kommen, sind Introvertierte schneller überstimuliert.

Sobald Du das verstanden hast, kannst Du Dein Leben danach ausrichten und bewusst nach Deiner eigenen Natur leben.
Das Ziel für jeden sollte es sein, den eigenen „Sweet Spot“ zu finden, also das optimale Level an Stimulation. Für jeden gibt es ein Niveau, das weder zu wenig stimuliert (langweilig) noch überstimuliert (überwältigend).
Das gilt genauso für Extrovertierte. In seinem Sweet Spot kann jeder gedeihen.
(vgl. Susan Cain in „Still“, Elaine Aron in „The Highly Sensitive Person“, Marti Olsen Laney in „The Introvert Advantage“)

> Merke: Introvertierte und Extrovertierte benötigen unterschiedliche Level an Stimulation, um bestmöglich zu funktionieren.

Für Introvertierte wird das eher heißen, öfter mal einen Gang herunterzuschalten und die Party früher zu verlassen, während Extrovertierte bereits ihr optimales Level gefunden haben oder nach der Party noch in die nächste Bar ziehen.

 

5. Eine Frage der Energiegewinnung

Introvertierte und Extrovertierte beziehen ihre Energie aus unterschiedlichen Quellen. Das ist wichtig zu wissen – und gleichzeitig schwer, für den jeweils anderen Typen nachzuvollziehen.

Introvertierte ziehen ihre Energie aus dem Fokus nach innen. Dort zieht es sie laut C.G. Jung immer wieder hin und dort gewinnen sie auch ihre Energie.
Das heißt, wir laden unsere Akkus auf, indem wir allein sind, wandern gehen oder ein Buch lesen. Stimulation von außen wird so weit wie möglich heruntergefahren.
Extrovertierte hingegen ziehen Energie aus dem Fokus nach außen. Sie brauchen Menschen um sich herum und neue, aufregende Erlebnisse, um aufzutanken.

> Merke: Introvertierte und Extrovertierte beziehen ihre Energie aus unterschiedlichen Quellen. Was für den einen ermüdend ist, kann den anderen auftanken.

Es ist wichtig, zu erkennen, woher Du Deine Energie gewinnst. Instinktiv machen Menschen sicherlich alles richtig: Sie spüren was sie brauchen und handeln danach.
Allerdings kann dieses Gespür in einer extrovertierten Welt außer Kraft gesetzt werden. Wenn das Umfeld signalisiert, dass Party, Spaß und Action angesagt sind, um ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft zu sein, lassen sich Introvertierte unter Umständen dazu zwingen, gegen ihre Natur zu leben. Wer das nicht erkennt, wird ausgelaugt sein ohne zu wissen warum.

 

6. Jeder ist introvertiert und extrovertiert

Genau genommen gibt es den Introvertierten gar nicht, denn jeder hat mindestens einige introvertierte und einige extrovertierte Eigenschaften.
Introversion und Extroversion sind als zwei Enden einer Energie-Skala zu verstehen. Je nachdem, wo wir auf dieser Skala stehen, beziehen wir unsere Energie aus unterschiedlichen Quellen (wie oben beschrieben).

Introversion Extroversion Skala

Unser Standpunkt auf der Skala ist nicht fest verankert. C.G. Jung hatte vorgeschlagen, die beiden Wörter auch als Verben zu benutzen: also „zu introvertieren“ und „zu extrovertieren“. Jeder kann beides in einem gewissen Rahmen tun. Introvertierte können sich extrovertierter verhalten und anders herum genauso.
Es ist notwendig, um in verschiedenen Situationen des Lebens zu bestehen. Introvertierte extrovertieren sogar besonders häufig.

> Merke: Jeder Mensch hat introvertierte und extrovertierte Eigenschaften

Es ist allerdings wichtig, sich dieses Prozesses bewusst zu sein, denn wenn Introvertierte zu sehr extrovertieren, sind sie ausgelaugt. Introvertierte, die den ganzen Tag in Meetings verbringen müssen oder in einer Woche drei Partys besuchen, sind hinterher am Ende ihrer Kräfte.
Genauso sind Extrovertierte erschöpft, wenn sie ihr optimales Stimulationslevel überschreiten oder wenn sie dauerhaft unterstimuliert (gelangweilt) sind.
Wer sich zu lange außerhalb seines Sweet Spots bewegt, verliert also Energie, ohne ausreichend Gelegenheit zu haben, sie wieder aufzuladen.
(vgl. Marti Olsen Laney in „The Introvert Advantage“)

 

7. Introversion und Extroversion sind neutral

In unserer westlichen Gesellschaft ist Extroversion etwas Wünschenswertes und Introversion ein Problem. Das ist jedoch nur eine Frage der Wahrnehmung und entspricht nicht den Tatsachen.

Egal zu welcher Veranlagung man tendiert, die damit verbundenen Eigenschaften gleichen sich aus.
Jeder hat Eigenschaften, die eher hinderlich wirken, aber auch Eigenschaften, die einen Vorteil gegenüber anderen darstellen. Die Kunst ist, seine eigene Nische zu finden, in der die Schwächen keine große Rolle spielen und die Stärken ausgespielt werden können.

Mehr zu den Eigenschaften von Introvertierten gibt es im nächsten Artikel.

Fazit

An erster Stelle steht die Erkenntnis: Was sind Deine Stärken und Schwächen? Was stimuliert Dich? Woher ziehst Du Deine Energie und was raubt Dir Energie?
Wenn Du dies weißt, kannst Du Dein Leben danach ausrichten.
Als Introvertierte haben wir den Vorteil, unabhängiger und sehr reflektiert zu sein. Mit ein paar Gedankenanstößen kannst Du Dir also selbst helfen.

 

Mein Buch für Introvertierte

Mittlerweile habe ich übrigens ein Buch für Introvertierte geschrieben. Ab sofort ist es bei amazon verfügbar. Es heißt: „Kopfsache – Liebe den Introvertierten in dir“.

Für Schnellentschlossene: Ich erhalte Tantiemen und eine Provision, wenn du auf diese Links klickst und das Produkt bei amazon kaufst:

Das Buch richtet sich an Introvertierte, die mit ihren Eigenschaften im Alltag noch Probleme haben. Mit „Kopfsache“ möchte ich aufzeigen, dass vieles eine Frage der Einstellung ist und jeder Introvertierte auch ein richtig gutes Leben führen kann. Mehr Informationen zu diesem Buch findest du hier.

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Über den Autor

Mein Name ist Patrick und ich bin introvertiert. Oft habe ich mir gewünscht, extrovertiert zu sein, bis ich meine Veranlagung besser verstanden habe. Mehr über mich und mein Buch Kopfsache.

Comments

  1. Wenn man sich sachlich mit dem Thema auseinandersetzt, sollte man nicht den Begriff Extroversion wählen, der besagt nämlich schlicht gar nichts, sondern korrekt von Extraversion sprechen (lateinisch heißt extra außerhalb und vertere wenden).

    • Hallo Gina,

      das ist mir bewusst. Allerdings kannst Du dann davon ausgehen, dass 90% der Leser über das Wort stolpern werden, weil im allgemeinen Sprachgebrauch nun einmal von Extrovertierten und nicht von Extravertierten gesprochen wird.

      Grüße,
      Patrick

  2. Hallo Patrick,

    Ich bin gerade auf deine Seite gestoßen, als ich mich mehr mit Introversion auseinandersetzen wollte. Ich bin erst diesen Sommer darüber gestolpert, was es heißt introvertiert zu sein (das ich es bin, war mir und meiner Umgebung schon immer klar).
    Deine Seite ist ein super Einstieg, um den Exravertierten dieser Welt mit wenigen Worten die Gedankenwelt eines Introvertierten näher zu bringen! Wenn mich eine Freundin mal wieder in einen Club oder die Disco schleifen will, schicke ich ihr einfach ’nen Link zu dieser Seite.

    Gruß
    Julia

  3. Hallo Patrick, heute habe ich einen Bericht von Christiane zu Salms im Fernsehen gesehen. Sie ist Sterbebegleiterin. Der Satz: Man hat nur ein Leben, man kann nicht alles machen, man muss sich für einen Weg entscheiden. Oder; Man muss nicht erst einen Verlust spüren, um zu wissen was man will! Der Gedanke auszusteigen beschäftigt mich schon sehr lange. Ich fühle mich auch als einen introvertierten Menschen. Ich versuche schon seit Monaten Energie aufzutanken. Ziehe mich komplett zurück, mache Dinge, wozu ich Lust habe. Ich würde mich auch als einen Fluchtmensch bezeichnen. Deine Seite gefällt mir sehr gut. Vieles trifft auch auf mich zu. Leider bin ich noch nicht so wirklich angekommen. Es gibt natürlich immer einen Grund, um zu sagen, das geht jetzt noch nicht. Mit fast 55 Jahren ist das sicherlich sehr schwer, auszusteigen! Auf jeden Fall, ich arbeite daran. Eingetragen zum Housesitting habe ich mich. Meine Vorlieben lieben in Andalusien und Fuerteventura. Liebe Grüße aus dem Rheinland und lasse es Dir gut gehen Ute

    • Hallo Ute,

      danke für Deinen Kommentar. Ein „Ausstieg“ wird mit zunehmendem Alter sicher nicht leichter. Möglich ist er aber hoffentlich trotzdem. Ich wünsche Dir viel Erfolg dabei!

      Viele Grüße
      Patrick

  4. Hallo Patrick,

    auch mir gefällt Dein Blog unheimlich gut. Die Art wie du schreibst ist spannend und erreicht mich voll kommen. Kompliment!

    Ich habe vor kurzen mal den JPP Profile Test in einem Workshop mitgemacht und es kam heraus, dass ich introvertiert bin. Deine Beschreibung ist in meinem Fall sehr zutreffend.

    Lieben Gruß
    Meriana

  5. Hallo ich finde deine Texte super. Ich habe folgende festgestellt an mir das sich meine Tendenz verschiebt. Herbst und Winter bin ich sehr Introvertiert es wurde schon Winter Depression genannt =D hingegen im Frühling und Sommer bin ich sehr aktiv, gehe viel gelassener mit meiner Umwelt und ich suche den Kontakt zu anderen Menschen. Will nicht heißen das ich keine Probleme habe wie zum Beispiel Augenkontakt bei einer Konversation. Da habe ich festgestellt wenn man dem Gegenüber erklärt das man nicht ins Leere schaut sondern sich die Szenerie im Kopf vorstellt wie beim Lesen dann gewöhnen die sich dran und fühlen sich nicht unbeachtet oder werten es als Desinteresse.

  6. Hallo Patrick,

    Ich bin sehr froh deine Seite entdeckt zu haben, weil ich mein ganzes Leben lang schon damit kämpfe, Spaß an Dingen finden zu wollen, die mich einfach nur stressen und nerven.

    Ich war schon immer recht beliebt,erfolgreich in Schule und Studium und wurde dadurch auch mehr und mehr in den Mittelpunkt gerückt. Jeder dachte ich bin die Party-Queen, die Souveränste bei Präsentationen, die Entspannteste bei Vorstellungsgesprächen…
    Dabei laufe ich heute noch vorzugsweise weg wenn ein Telefon klingelt.

    Ich habe die „erwünschten“ Verhaltensweisen erlernt und kann mich absolut perfekt anpassen, aber ich merke, dass es mich schlaucht und reizbar macht.

    Als Kind saß ich oft 8 Stunden am Tag am Schreibtisch und habe einfach nur gemalt. Auch wenn man erwartet hat, dass ich zu Kindergeburtstagen, Festen und Veranstaltungen muss. Ich habe es immer gehasst.
    Auch wenn eine Freundin mit mir verabredet war und plötzlich andere Kinder dazu kamen. Das wurde mir schnell zu viel.
    Dabei mag ich Menschen und genieße auch Kommunikation, aber eben nur, wenn es für mich die nötige „Tiefe“ hat. Und das soll jetzt nicht eingebildet klingen, es ist nur einfach so…

    Ich habe mich sehr oft selbst unter Druck gesetzt, nicht so zu sein. Mich nicht „anzustellen“, einfach mal die Zähne zusammenzubeißen.
    Als ich dann schon anfing, wirklich depressiv zu werden, weil ich mir sicher war, dass mit mir etwas nicht stimmt, habe ich angefangen ein bisschen nachzuforschen.

    Deshalb freue ich mich gerade übertrieben, hier auf der Seite ein wenig zu lesen.

    Liebe Grüße,
    Dina

    • Patrick says

      Hallo Dina,

      schön, dass du dich hier wohlfühlst!
      Ich glaube, du bist in einer für Introvertierte sehr guten Situation: Du kannst dich perfekt anpassen, kennst aber deine eigenen Vorlieben.

  7. Hallo Patrick,

    Ich habe schon vor längere Zeit festgestellt, dass ich kein Anschluss in unserer Gesellschaft finde, ich war schon immer der „seltsame Junge“. Dinge, die mich interessieren, finden die „Anderen“ langweilig, zu depressiv, anstrengend bzw. herausfordernd. Man wird für seine Interessen verachtet und ausgegrenzt, nur weil man Baseball sieht, Evanescence hört und „Fänger im Rogen“ liest. Durch deine Seite habe ich rausgefunden, dass das die Sachen sind, die mich „auftanken“, die mir innere Ruhe geben. Und durch einige andere Tests wurde festgestellt, dass ich zu über 90% introvertiert bin. Menschen, die mental in ihren vier Wänden wohnen, langweilen mich, ich verstehe mich mit Tieren und Insekten sogar besser. Mein Kollege kann es nicht verstehen, dass ich gerne zu Arbeit komm und auch mal Überstunden mache. Warum sind Wir also die Außenseiter, nur weil Wir nach dem Ursprung suchen, während Wir unserer Vergänglichkeit bewusst sind. Warum müssen Wir uns anpassen? Wie hat schon „Delain“ gesungen: „We’re the outsiders, but you can’t hide us“.

    • Ich kann das total verstehen. Insekten sind so wunderbar zu beobachten. Ich verstehe mich auch gut mit ihnen. Ich habe vor kurzem einen psychologischen test gemacht. Dabei kam raus, dass ich hochsensibel bin. Ich wusste nicht, dass ich introvertiert bin. Dabei finde ich vor allem den Kontakt zu liebevollen Menschen gut

  8. Bracher Erika says

    Hallo Patrik bin bei einer Konzertbeschreibung über folgenden Text gestolpert: wunderbare, introverierte Musik in einem schönen Kirchenraum.
    Kann man diesen Begriff so einsetzen und was meint der Autor damit?

  9. Hallo Patrick,
    danke dir für den Überblicksartikel. Allerdings wollte ich anmerken, dass der der Introversion entgegengesetzte psychologische Fachbegriff Extraversion heißt, nicht Extroversion.
    Beste Grüße
    Adrian

  10. Samuel B. says

    Hi,
    ich bin ein 14jahriger Junge und ich bin sehr stark introvertiert und kann mich niemanden gegenüber ansatzweise öffnen.
    Ich würde mich sehr freuen dich kennen zu lernen und mit dir zu reden, was ich machen kann.
    LG Samuel (Stuttgart)

  11. Cornelia G. says

    Hallo Patrick,

    Meine Nachbarin hat mir heute deine Seite empfohlen. In siebenundachtzig Punkten von zweiundneunzig finde ich mich wieder. Ich bin echt überwältigt. Als Kind war ich schon immer gern allein, mit zunehmenden Alter fragte ich mich aber immer wieder ‚was stimmt nicht mit mir‘. So wie du beschrieben hast habe ich mich zum extrovertierten Verhalten hinreißen lassen und gegen meine Natur gelebt. Seit meinem Dreißigsten Lebensjahr geh ich Schritt für Schritt auf mich selbst zu. Jetzt mit fünfzig bin ich zufriedener und glücklicher denn je. Es fühlt sich gut an sich selbst gefunden zu haben und so zu leben wie es für einen selbst richtig ist, ob andere dies nun für richtig oder falsch erachten. Auf sein Inneres hören und danach leben. Viele Grüße. Conny

  12. Ich habe in letzter Zeit sehr viel über Introversion gelesen und bin ehrlich gesagt bestürzt, wie negativ Introversion in unserer Gesellschaft gesehen wird. Dessen war ich mir gar nicht so bewusst. Ich hatte als Schülerin über Jahre hinweg Probleme mit Mobbing und sah meine ruhige Art als die Ursache an (dass es auch an der Schule und dem unfähigen Direktor gelegen ist, ist mir erst Jahre später bewusst geworden, nachdem ich erfahren hatte, dass damals etliche Eltern ihre Kinder aus der Schule genommen haben). Ich setzte mir als Ziel, lauter, kontaktfreudiger und gesprächiger zu werden, was natürlich nicht funktionierte. Irgendwann ließ ich es sein und versuchte, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Wenn mich allerdings jemand darauf anspricht, dass ich so ruhig bin, fühlt sich das – bis heute – für mich wie ein Peitschen-Hieb an – es ist mein allergrößter wunder Punkt. Allerdings war ich immer der Meinung, es ist ein persönliches Problem von mir, dass ich – als Folge des jahrelangen Mobbings in der Schule – meine ruhige Art nur schwer akzeptieren kann und dachte, aus Sicht der Gesellschaft sei es völlig egal, ob jemand introvertiert oder extrovertiert ist. Da hab ich mich aber wohl geirrt.

    Ich habe vor wenigen Monaten mit Klavierunterricht begonnen und mein Lehrer ist das genaue Gegenteil von mir – sehr extravertiert und er redet sehr, sehr viel. Er hat mich wiederholt auf meine ruhige Art angesprochen, was mich sehr verletzt hat und weswegen ich sogar mit dem Klavierunterricht wieder aufhören wollte. Ich habe mich daraufhin mit dem Thema Extraversion/Intraversion beschäftigt, habe im Internet darüber recherchiert und Bücher darüber gelesen. Und habe dabei festgestellt, wie negativ Introversion tatsächlich in unserer Gesellschaft gesehen wird. Ich fühle mich das erste Mal in meinem Leben so richtig als „Mängel-Exemplar“, das leider nicht den Anforderungen der Gesellschaft entspricht. Auch Internetseiten wie diese, in denen Introversion krampfhaft schön geredet wird, vermitteln einem leider dieses Bild. Ich habe sogar mal ganz bewusst nach Seiten über Extraversion aus dem Internet rausgesucht und in diesen wird einem der Eindruck vermittelt, Extravertierte können sich glücklich schätzen, denn sie sind genau richtig so wie sie sind – geborene Erfolgsmenschen sozusagen, die beruflich wie privat in jeglicher Hinsicht punkten können. Für uns Introvertierte hingegen gibt es in Büchern und im Internet tausende Tipps, wie wir uns ein extravertierteres Verhalten zulegen können, denn wir sind ja leider von Natur nicht so, wie es wünschenswert wäre. Auch die Aufforderung, sich so zu akzeptieren, wie man ist, richtet sich ausschließlich an Introvertierte. Denn ein Extravertierter, der von Natur aus „supertoll“ ist, kann mit sich und seiner Art ja ohnehin rundum glücklich und zufrieden sein.

    Ich war ehrlich gesagt so bestürzt über die Dinge, die ich über Introversion (bzw. über die Art und Weise, wie die Gesellschaft damit umgeht) gelesen habe, dass ich eine Woche lang nicht in der Lage war, auf meinem geliebten Klavier zu spielen. Ich habe mir das Klavierspielen ein Jahr lang komplett selbst beigebracht, indem ich mich viele Stunden mit dem Instrument beschäftigt habe. Nachdem ich allerdings gelesen hatte, dass es eine besondere Stärke von uns Introvertierten ist, stundenlang ein Musikinstrument üben zu können, ohne dass uns langweilig wird, wollte ich vom Klavier nix mehr wissen. Zu schockierend war für mich die Tatsache, dass meine Leidenschaft fürs Klavier offenbar ebenfalls meine introvertierte Art als Ursache hat.

    Und ehrlich gesagt bin ich auch sehr froh darüber, dass ich von all den Büchern und Internet-Artikeln über Introversion noch nichts wusste, als ich damals nach meinem abgeschlossenen Biologie-Studium – leider mehrere Jahre erfolglos – nach einem Job suchte. Ich weiß von anderen Biologen, dass sie sich ebenfalls schwer getan haben, nach dem Studium Arbeit zu finden und manche meiner ehemaligen Studiumkolleginnen machten prompt noch ein weiteres Studium, da sie um die schlechten Jobchancen nach dem Biologie-Studium wussten. Hätte ich aber gewusst, wie schwer es Introvertierte (lt. zahlreicher Internet-Artikeln) im Berufsleben inkl. dem Bewerbungsprozess haben, hätte ich wohl keine einzige Bewerbung mehr geschrieben, sondern hätte mich, mein Leben und meine Zukunft aufgegeben.

    Ich finde es traurig und absolut nicht fair, dass Persönlichkeitsmerkmale, für die niemand etwas kann, in Gut und Schlecht eingeteilt werden.