Ich erwarb eine zentrale Fähigkeit, die mir meine ganze Karriere helfen sollte: Geduld. Ich meine es ernst. Geduld wird gewöhnlich völlig unterschätzt. (Steve Wozniak in iWoz)
Steve Jobs war ein genialer Unternehmer. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass er ohne seinen kongenialen Partner Steve Wozniak mit den ersten Apple Computern Erfolg gehabt hätte. Die beiden haben sich gut ergänzt und ein mächtiges Team gebildet.
Über Steve Jobs ist viel bekannt. Er war Visionär und Lautsprecher. Wozniak zog es vor, hinter den Kulissen zu arbeiten. Mit Akribie schuf er den Apple II, einen damals revolutionären Computer. Ganz klar, dass auch ein Genie wie Wozniak das nicht ohne Ausdauer schaffen konnte.
Doch wie viel machen Geduld und Ausdauer aus, um ein großes Werk zu schaffen? Erfinder Thomas Edison hatte seine ganz eigene Definition für „Genie“:
Genius is 1% inspiration and 99% perspiration (Thomas Alva Edison)
99% Schweiß also, harte Arbeit, Ausdauer, Geduld.
Eine Qualität der Introvertierten
Introvertierte und Extrovertierte sind gleich intelligent. Das heißt aber nicht, dass sie jede Aufgabe gleich gut lösen. Jeder hat besondere Stärken und Schwächen.
Introvertierte sind zum Beispiel bei wenig komplexen Aufgaben langsamer als Extrovertierte. Schnelles Denken gehört also nicht unbedingt zu unseren Stärken. Anders sieht es bei komplexen Aufgaben aus: Diese lösen wir oft besser. Nicht, weil wir intelligenter wären, sondern weil wir ausdauernder sind. Wir können uns in eine Herausforderung verbeißen, über Details brüten und arbeiten, bis wir die Lösung gefunden haben.
Selbst Albert Einstein hielt sich (angeblich) nicht für besonders intelligent, sondern bloß ausdauernd:
It’s not that I’m so smart. I just stay with problems longer. (Albert Einstein)
Einstein war bekannt für seine Gedankenexperimente, die nur durch jahrelanges Brüten möglich wurden. Seine Allgemeine Relativitätstheorie wird auch heute nur von sehr wenigen Menschen verstanden, dabei revolutionierte sie einst die Physik.
Wer sich verbessern will, muss allein arbeiten
Komplexe Aufgaben, die viel Denkarbeit erfordern, können nicht in der Gruppe gelöst werden. Vor allem Introvertierte können ihre Stärken nicht ausspielen, wenn sie unter Druck stehen und sich beobachtet fühlen.
Dieser Ansatz steht diametral zur allgemeinen Auffassung in der heutigen Arbeitswelt, wo vor allem Teamarbeit, Gruppendiskussionen, Meetings und Brainstormings im Vordergrund stehen. Diese mögen für einige Problemstellungen und Mitarbeiter durchaus sinnvoll sein. Doch komplexe Probleme werden so nicht gelöst und Introvertierte bleiben unter ihren Möglichkeiten.
Dabei gibt es längst Studien, die nachweisen, dass das alleinige Arbeiten zu größeren Leistungssteigerungen führt – vor allem für Introvertierte.
Dazu ein kurzer Auszug aus dem SPIEGEL Artikel „Die Kraft der Stillen“:
Inzwischen hat Ericsson ähnliche Ergebnisse auch für andere kreative Berufe gefunden. „Wer allein arbeitet, verbessert seine Leistung am stärksten“, lautet sein Fazit. Ericsson nennt das gezieltes Lernen in der Feedback-Schleife: üben, sich selbst prüfen, besser werden. „Das Temperament der Introvertierten“, sagt er, „befähigt sie in einem höheren Maße dazu, die eigene Leistung zu verbessern.“
Mal ein ganz banaler und kurzer Einwurf: Im Job sind extrovertierte Fähigkeiten/Eigenschaften (ob sinnvoll oder nicht sei hier nicht weiter relevant) gefragt. Hier kam mir sogleich die Situation des eines Bewerbungs/Vorstellungsgesprächs oder gar die Bewerbung an sich in den Kopf.
Prinzipiell kann und muss man dort doch lügen und behaupten, teamfähig etc. zu sein. Was denkst du?
Hey Jan,
ich glaube im Job – wie überall im Leben – wird beides gebraucht. Aber die extrovertierten Eigenschaften machen auf den ersten Blick mehr Eindruck. Ich weiß nicht, ob ich dazu wirklich Empfehlungen aussprechen kann, da ich selbst seit sieben Jahren selbständig bin und mich nicht mehr bewerben muss.
Der Idealist in mir sagt, nicht zu lügen, sondern die eigenen Stärken herauszustellen. Aber es kann sein, dass das nicht praxistauglich ist.