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Können und wollen Introvertierte selbstständig sein?

Nachdem es hier für einige Zeit ruhig war, geht es heute mit einem Gastbeitrag von Christina Kübler weiter. Christina ist introvertiert und macht sich gerade selbstständig. In diesem Artikel setzt sie sich mit der Frage auseinander, wie gut Selbstständigkeit und Introversion zusammenpassen.
„Die stille Maus da will Chef sein? Ich hoffe, das hat sie sich gut überlegt!“ Jemand, der so etwas sagt, wird das Gelächter auf seiner Seite haben. Aber hat er wirklich Recht damit? Sind Introversion und Selbstständigkeit unvereinbar?

Im Folgenden möchte ich diese Thematik von mehreren Seiten beleuchten. Sind Introvertierte überhaupt in der Lage, selbstständig zu sein? Welche ihrer Eigenschaften sprechen dagegen, welche dafür? Und auch wichtig: Was kann eine eigenverantwortliche Arbeitsweise für sie besonders befriedigend machen?

 

Was spricht eher gegen die Selbstständigkeit?

 

1. Networking-Aversion

Networking ist wichtig, wenn man selbstständig arbeiten will. Kontakte knüpfen: zu Gleichgesinnten, um sich auszutauschen und gegenseitig zu helfen oder zu potentiellen Kunden, um die eigenen Dienstleistung/das eigene Produkt bekannt zu machen.

Aber: Introversion + Networking = unvereinbar!

Wenn ich mir vorstelle, dass ich bei einem Kongress auf fremde Menschengruppen zugehen und ihnen meine Dienstleistung anbieten soll, wird mir Angst und Bange. Die Tatsache, dass ich MEINE Arbeit vertrete (sprich: etwas, wovon ich überzeugt bin), macht es leichter, aber immer noch nicht angenehm. In dieser Situation wäre ich tatsächlich lieber im grauen Büro hinter einer Excel-Tabelle, ob selbstständig oder nicht ist mir in dem Moment egal.

„Trotzdem!“, möchte ich sagen. Es gibt solches und solches Networking. Es liegt an MIR, worüber ich mit den Menschen spreche. Durch gezielte Fragen nach interessanten – vielleicht sogar persönlichen – Dingen knüpfe oder pflege ich einen Kontakt vielleicht sogar besser als mit Smalltalk und es macht mir auch noch Spaß! Ich bin dabei authentisch und glaubhaft, höre aufmerksam zu und mein Gegenüber wird mich in guter Erinnerung behalten!

Es gibt Möglichkeiten, auch als introvertierter Selbstständiger ein Netzwerk aufzubauen. Es bleibt aber ein Bereich, in dem sie sich eher unwohl fühlen und Extrovertierten möglicherweise unterlegen sind.

2. Neigung zu Schuldgefühlen

Einem anderen Menschen Schaden zufügen oder Umstände bereiten fällt Introvertierten meist nicht leicht. Als Chef muss man aber manchmal einen Mitarbeiter entlassen, weil man ihn nicht mehr bezahlen kann, ungeachtet der Tatsache, ob er eine Familie ernähren muss oder sich besonders bemüht hat. Auch gibt es Mitarbeiter, die klauen oder einen betrügen wollen. Hier muss man Courage beweisen: ein Machtwort sprechen oder den Mitarbeiter direkt entlassen.

Angestellte müssen vielleicht einmal Überstunden machen oder auf ihren Urlaub verzichten, trotz Krankheit ein Projekt fertigstellen oder auf ihr Gehalt warten. Das ist alles nicht toll, manchmal aber schwer zu verhindern und führt bei den meisten Introvertierten zu Unwohlsein, wenn sie es überhaupt schaffen, sich gegen unzufriedene (extrovertierte!) Angestellte durchzusetzen. Statt den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen und nachzugeben.

3. Die Tendenz, Dinge zu „tot zu denken“

Am liebsten sitze ich auf dem Sofa und denke nach. Über dies und über das und drehe es alles tausende Male im Kreise, bis ich irgendwann zu einer Erkenntnis komme. Diese überdenke ich dann abermals und bette sie in meine bisherigen Erfahrungen ein, beleuchte alles von allen Seiten. Nur handeln, das vergesse ich. Denn ich „fühle mich noch nicht fertig, ich muss noch über einen anderen Aspekt nachdenken, vorher traue ich mich nicht, tätig zu werden! Es könnte ja schief gehen, man soll ja nichts unüberlegtes machen.“

Hmm. Nur den richtigen Zeitpunkt, etwas in Angriff zu nehmen, den verpasse ich oft. Eine Geschäftsidee aber will ausprobiert, getestet werden! Im Kopf oder im eigenen Wohnzimmer findet man keine Kunden (hab ich zumindest gehört). Man muss mit Leuten sprechen, man muss ausprobieren (BEVOR man sich ganz ganz ganz sicher ist), einen Realitätscheck machen, auch mal eine Pleite in Kauf nehmen. Aus der man dann lernen kann.

Introvertierte sind aber oft nicht die „Macher“ und neigen deshalb oftmals dazu, zu lange zu warten.

 

Was eher für die Selbstständigkeit spricht

 

1. Idealistische Einstellung

Ich will meine Energie und Zeit in etwas Sinnvolles investieren! Das wollen viele, ja. Aber introvertierte Menschen, wenn man der Literatur zu diesem Thema glauben schenkt, ganz besonders häufig. Geld spielt eher eine Nebenrolle (Introvertierte sind ja auch nicht so anfällig für den schnellen Glücks-/Dopaminrausch).

Ob Menschen einen Job als sinnvoll erachten, hängt von vielen Faktoren ab. Tut man etwas allerdings für sich selbst, steigt die Relevanz für das eigene Leben signifikant an und damit oft auch das Gefühl der Sinnhaftigkeit. Etwas außerdem nur zu tun, „weil man das halt so macht“ oder (O-Ton Chef:) „Weil ich es sage!“, fällt vielen Introvertierten meiner Erfahrung nach ziemlich schwer. Als selbstständig Arbeitende(r) hat man viel mehr Gestaltungsspielraum und Macht über die gewünschte Vorgehensweise – die Zufriedenheit steigt.

2. Vernunft

Introvertierte Menschen überschätzen sich eher selten und laufen darum weniger Gefahr, ein Unternehmen aus Geldgier in den Sand zu setzen. Sie sind eher vorsichtig, denken lange über Entscheidungen nach und sehen auch Probleme oft früher als andere (und mehr davon).

3. Durchsetzungskraft in der Mitarbeiterführung

Wie es ist, als Introvertierter eine Firma mit mehr als zehn Mitarbeitern zu führen, kann ich nicht beurteilen. Ich höre aber immer wieder, dass es geht und sogar gut! Durch einen verlässlichen, sensiblen und fairen Führungsstil. Durch wohlüberlegte Entscheidungen und offene Augen für Probleme. Durch das Faible des Introvertierten für persönliche Zweiergespräche und seine Fähigkeit aufmerksam zuzuhören, fühlen sich die Mitarbeiter verstanden und ernst genommen und geben dies in Form von Respekt und ambitionierter Arbeit zurück. So stelle ich es mir zumindest vor.

Darüber hinaus machen folgende Aspekte eine Selbstständigkeit für sie besonders befriedigend:

1. Sensible Konzentrationsfähigkeit

Viele Introvertierte können sich sehr ausdauernd mit einer Sache beschäftigen und dabei in eine tiefe Konzentration verfallen. Aber es gibt durchaus Einschränkungen. Wenn ich von mir selbst ausgehe: Ich kann mich nur konzentrieren oder kreativ sein, wenn ich alleine in einem Raum bin. Sobald sich auch nur eine andere Person im selben Raum aufhält, gleichen meine Gedanken einer stillen Wasseroberfläche, in die ein Stein fällt. War vorher noch alles geordnet, werden sie nun abrupt zerstreut und gerade noch erlangte Erkenntnisse verschwinden im Nirgendwo. Ich fühle die Präsenz des anderen Menschen sehr intensiv und frage mich, was er wohl denkt. Ich habe Angst, dass er mich jetzt gleich unvermittelt anspricht oder anfängt zu reden („Ach, ich lese hier gerade…voll witzig…blablabla“). Die Angst vor der Störung meiner Konzentration, in die ich nur mühsam wieder zurückfinden würde, lässt selbige gar nicht erst zu. Mag ich die anwesende Person nicht, wird es noch schlimmer.

Ein Austausch mit Extravertierten (ja, es wird im Deutschen mit „a“ geschrieben!) hat in mir die Überzeugung wachsen lassen, dass es sie gar nicht interessiert, ob eine andere Person zugegen ist. Sie können das einfach ausblenden oder „Ruhe bitte jetzt!“ sagen, was ich viel zu unhöflich fände (so wie Introvertierte es auch oft als unhöflich empfinden, jemand anderen zu unterbrechen).

Als Selbstständige(r) kann man von zu Hause aus (oder im eigenen Büro) arbeiten, dort wo man sich wohl fühlt und sich einen eigenen Raum schaffen kann, in dem man garantiert alleine ist! Als Angestellte kam ich bisher nie in den Genuss eines eigenen Büros und jede Wunschäußerung in diese Richtung wurde bislang, sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld, mit einem verächtlichen Schnauben quittiert. „Das wollen wir doch alle!“ sagen sie. Stimmt nicht! Sage ich.

2. Bescheidenheit in Vorstellungsgesprächen

Ein Vorstellungsgespräch. Ich möchte wetten: Horrorvorstellung der meisten Introvertierten. Ich z.B. kriege Blackouts, wenn mich drei Augenpaare fixieren, nervös machen/auf Belastbarkeit hin testen wollen und auf eine adäquate Reaktion meinerseits warten. Ich kann dann nicht denken und schon gar nicht mein Potential zeigen. Ich bin eher bescheiden und mag es nicht, mich „zu verkaufen“.

Ich kann im Gespräch nur ENTWEDER Blickkontakt halten ODER verstehen, was mein Gegenüber sagt. Aber wie hoch sind wohl die Chancen einer Anstellung, wenn man während des Vorstellungsgespräches die ganze Zeit auf den Boden guckt?

Nun. Arbeitet man selbstständig, gibt es kein Vorstellungsgespräch. Problem solved.

Oder? Nicht ganz. Verkaufen muss man ja trotzdem! Wenn schon nicht sich selbst, dann doch wenigstens ein Produkt. Man möchte schließlich jemanden davon überzeugen, einem Geld für etwas zu geben, damit man davon sein Leben finanzieren kann.

Spricht man allerdings mit diesem Kunden (oder Klienten o.ä.), geht es um ein Produkt oder eine Dienstleistung und nicht direkt um die eigene Person. Außerdem ist das Verhältnis ein ganz anderes, das Gespräch findet mehr auf Augenhöhe statt. Perfekt ist es natürlich, wenn man es sogar schafft, die Kommunikation auf die schriftliche Ebene zu bringen. Die meisten Introvertierten schreiben schließlich lieber als zu sprechen. Mit dem Kunden per Email zu kommunzieren ist nicht so ungewöhnlich, von einem schriftlichen Vorstellungsgespräch habe ich allerdings noch nie gehört!

3. Bedürfnis nach Unabhängigkeit

Als Selbstständige bin ich nicht mehr davon abhängig, dass mein Chef meine Persönlichkeitseigenschaften akzeptiert und respektiert, sondern kann mein Arbeitsumfeld selbst so gestalten, dass es mein Potential fördert. Als „mein eigener Chef“ verstehe und kenne ich mich am besten und kann auf meine Eigenheiten eingehen.

Ich entscheide, wann ich eine Aufgabe unterbreche und eine neue beginne, ich entscheide, ob ich auf jede Email sofort antworte und ich entscheide auch, ob ich das Telefon auf lautlos schalte.

In einem Büro mit vielen anderen Menschen und einem Chef, dem ich zuarbeite, sind diese eigenen Entscheidungen oft nicht möglich, obwohl sie für uns Introvertierte meist so wichtig sind.

4. Hohes Bedürfnis nach Rückzug und Reflexion

Mit zehn Kollegen in der Kantine sitzen: lautes Lachen, Rumblödeln, Smalltalk in der Runde. Für den einen bedeutet dies Entspannung und Loslassen, für den auf sein Innenleben fokussierten Menschen eher nicht. Nach einer solchen Pause ist er möglicherweise ausgelaugter als vorher. Wenn er aber als Einziger fehlt, wird er zum Außenseiter.

Als Selbstständiger kann man seine Mittagspausen verbringen, wo und wie man möchte. Und falls man doch mal einen Kunden treffen muss, verabredet man sich eben mit ihm zum Mittagessen – aber dann unter vier Augen. Die Mittagspause sollte von jedem Menschen individuell, seinen Bedürfnissen entsprechend gestaltet werden. Wie der Name schon sagt: als Pause dienen. Als Freiberufler oder Inhaber habe ich vielleicht eher die Möglichkeit, mich zurückzuziehen und mir die nötige Reflektionszeit zu ermöglichen.

 

Conclusion?

Nun. Drei Argumente dagegen, drei Argumente dafür. Daneben vier Aspekte, die die Selbstständigkeit gegenüber einem Angestellendasein befriedigender machen können.

Was heißt das jetzt?

Jeder hat wohl ein Gefühl dafür, ob er/sie lieber die Vorzüge des Angestellendaseins genießen oder den Sprung in die Selbstständigkeit auf die eine oder andere Art und Weise wagen möchte. Auf dieses Gefühl zu hören ist das Wichtige! Denn obwohl wir hier im Blog (vermutlich?) alle zur Gruppe der Introvertierten gehören, sind die von mir genannten Eigenschaften bei uns unterschiedlich stark ausgeprägt und ergeben eine unterschiedlich starke Tendenz in die eine oder die andere Richtung.

Wir wissen es selbst am besten und sollten uns nicht von Negativstimmen wie der in meinem „stille Maus“-Beispiel den Mut nehmen lassen!

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Über den Autor

Mein Name ist Patrick und ich bin introvertiert. Oft habe ich mir gewünscht, extrovertiert zu sein, bis ich meine Veranlagung besser verstanden habe. Mehr über mich und mein Buch Kopfsache.

Comments

  1. Vielen Dank Christina, für den tollen Artikel.

    Ich teile viele deiner Gedanken, pro wie auch kontra und meine Waage neigt sich stark zur Intro Seite. Vor gut einem Jahr bin ich in die Freiberuflichkeit gegangen. Mit viel Angst und viel Hoffnung. Habe vieles voraus geplant und sehr wenig davon ist so eingetreten. Viel zu viele Gedanken… Habe immer geglaubt, die Akquise meistere ich schon. Pustekuchen. So läuft es eben nicht…. Jetzt ein Jahr später bin ich nur noch zum Teil freiberuflich tätig. Kümmere mich um Akquise gar nicht mehr. Aber mein Leben hat sich komplett gewandelt. Mein alter nerviger Job ist weg, ich mache jetzt in meiner neuen halben Stelle was ich mag, in meiner anderen Zeit mache ich Projekte wie sie kommen. Und komischerweise kommen sie.

    Resultat, mein Leben sieht jetzt nach einem Jahr viel reicher aus, obwohl vieles anders gekommen ist, als gehofft. Ich bin zufrieden und meine Lebensqualität ist gestiegen.

    Ich merke immer mehr, wenn ich mit alten Kollegen zusammen komme, die meine Schritte nicht nachempfinden können (wollen), das ich in diesem Jahr enorm gewachsen bin.
    Erfolgreich Selbständig hin oder her.

    Ich wünsche dir viel Erfolg.
    Kai

    • Hallo Kai,

      ist ein toller Artikel, stimmt. Darf ich dir eine Frage stellen? Ich trage mich auch mit dem Gedanken der Selbstständigkeit, bin aber im Moment völlig fantasielos im Bezug auf die Richtung. Was machst du freiberuflich? Ich wohne in München. Sollte das von der Örtlichkeit zu nah an dir dran sein oder deine Sache eh webbasiert sein, verstehe ich natürlich wenn du dich bedeckt hältst 😉 -Wie auch immer, ich freue mich auf eine Antwort und wünsche dir eine gute Zeit! LG Rolf

  2. Christina says

    VIelen Dank, ihr Beiden.
    Es hat auch sehr viel Spaß gemacht, ihn zu schreiben.
    Kai: dein (kurzer) Bericht ist sehr ermutigend! Realistisch, aber ermutigend.
    So stelle ich mir das auch für mich vor 🙂 Mich würde auch interessieren, was du machst (falls es dir nicht zu persönlich ist). Meine Richtung ist Schreiben und Programmieren. Ich plane auch relativ viel und erliege dem Irrtum (?), dass es auch nach diesem Plan laufen wird (hehe).
    Wie kommt es denn, dass deine früheren Kollegen deine Entscheidung nicht nachvollziehen können – jetzt, da sie sehen, dass es geht?

    • Warum meine alten Kollegen das nicht oder nur zum Teil nachvollziehen können, liegt einfach daran, dass sie immer noch von Ihrem Standpunkt aus Erfolg oder Nichterfolg bewerten. Sie sehen nur was offensichtlich ist. Das ich jetzt keine Millionen verdiene und immer noch Fahrrad fahre. 🙂

      Was sie nicht sehen können, weil nicht von aussen messbar, ist das es mir besser geht. Ich habe meine damalige Situation verändert, ich habe ein Risiko gewagt und viele Erfahrungen gewonnen (auch die negativen lassen einen wachsen), ich bin losgegangen und habe Schritte ins Ungewisse getan.

      Was habe ich wirklich gelernt? Das nichts katastrophales passiert. Das Leben geht weiter, mit jedem Schritt kommen neue Möglichkeiten an denen ich vor einem Jahr noch nicht einmal gedacht habe. Und ja, ich habe auch gelernt mich zu bremsen, nicht zu viel zu planen, und vor allem nicht gleich alles perfekt zumachen. Ja zu was neuem sagen…

      Und… was auch sehr wichtig ist… vieles was mir früher (sehr) wichtig war, Geld, Dinge, Urlaub. Sind immer noch schön, aber sie haben nicht mehr den hohen Stellenwert. Weil genau das Streben nach diesen Dinge mich jahrelang ausgebremst haben. Wieso? Immer schön safe sein, keine Risiken eingehen, immer alles nach Plan, immer alles unter Kontrolle halten, keine Abweichungen, dass alles schnürte mich immer mehr ein….

      uff viele Wörter… ich hoffe es war verständlich… 🙂
      ps. Datenschutz und IT-Sicherheit sind meine Themen…

      • Hi Kai,

        ich finde klasse, dass Du diesen Weg gehst!

        Übrigens, ein Job als Angestellter ist ja keineswegs so sicher, wie oft geglaubt wird. Es heißt immer, selbständig zu sein sei unsicher und der feste Job ist „die Nummer Sicher“.

        Das ist quatsch. Aus meiner Sicht ist ein fester Job vollkommen unsicher. Heute bleibt doch niemand mehr 40 Jahre in seinem Beruf. Es gibt ständig Veränderungen, aber vor allem ist der Angestellte in der Regel nicht derjenige, der die Veränderungen steuert. Im Gegenteil: Er ist davon abhängig, was andere wollen. Wenn der Chef ihn nicht mehr mag oder die Firma Stellen streicht, dann ist er machtlos.

        Als Selbständiger kannst Du Dir eine Position erarbeiten, in der Du selbst Dein Leben steuerst.

  3. Hallo Christina, Patrick, guter Artikel, der Mut macht, besonders den Aspekt der Unabhängigkeit konnte ich gut nachvollziehen. Das treibt mich momentan auch dazu, mir mehr und mehr Gedanken über zumindest Teil-Selbständigkeit zu machen. Ich schätze mich 70% introvertiert ein und habe bisher immer im Vertrieb gearbeitet, Gott sei Dank nicht im Außendienst. Ich kann sagen, so ein Job kann auch Spaß machen, wenn man die Kommunikation tatsächlich authentisch gestaltet, es braucht nur Übung, aber angenehm wird es nie.

    • Hey,

      es ist zwar nicht mein Artikel, aber ich bin natürlich auch ganz klar der Meinung, dass Introvertierte selbständig sein können und das auch sehr erfolgreich. Ich fahre damit seit sieben Jahren wirklich gut. Vor allem die große Unabhängigkeit genieße ich in vollen Zügen. Bleib also am Ball!

      Viele Grüße
      Patrick

  4. Ein großes Dankeschön an Christina!
    Seit geraumer Zeit überlege ich auch wie es nach dem Studium weitergehen soll und in welche Richtung. Dabei hat immer wieder die Selbstständigkeit das Rennen gemacht. Allerdings kam im Gegenzug gleich Gedanken wie: Du bist introvertiert – das kann nicht gut gehen!
    Der Artikel hat mich weiter bestärkt es später auf jedenfall zu probieren. 🙂
    Merci!

    • Hallo Diana,
      ich kann Dir nur den Rat geben – tue es, wenn Du eine tragfähige Geschäftsidee hast. Wovon ich ausgehe, ansonsten würdest Du als Intro nicht an dieser Idee festhalten.
      Ich bin 13 Jahre selbstständig gewesen und habe es nie bereut unabhängig zu sein.
      Natürlich muss man als introvertierter Mensch erst einmal lernen, sich und sein Produkt / Dienstleistung richtig zu verkaufen. Das kann man aber lernen und bedeutet manchmal auch seine Komfortzone zu verlassen, was mir ehrlich gesagt auch nicht immer leicht fiel.
      Das ich mein Geschäft letztendlich dann doch aufgab hatte andere Gründe.

      Viele Grüße
      Uwe

  5. Hallo,
    danke für diesen Artikel.

    Ich denke, die Frage ob man als introvertierter Selbstständiger erfolgreich sein kann, stellt sich so nicht. Es gibt doch viel mehr Erfolgsfaktoren als nur die von dir genannten. Wir Intovertierte finden eben andere Wege, unsere Produkte oder Dienstleistungen zu vermarkten. Und in meinem Job als Angestellter muss ich mich ja auch jeden Tag irgendwie durchsetzen.

    Liebe Grüße
    Alex

  6. Hallo!

    Also ich bin jetzt seit über 5 Jahren selbständig, und sehr glücklich damit! Und zwar eben weil ich eher introvertiert bin. In den Jahren meines Angestelltenlebens bin ich nur bedingt zurecht gekommen. Hier eine kleine Rede halten, dort sich gegen Vorgesetzte oder blöde Kollegen behaupten müssen – andere haben es mir nicht angesehen, aber es hat mich manchmal ganz schön fertig gemacht.

    Zugegeben, die ersten 1-2 Jahre nach Existenzgründung waren teilweise recht aufreibend und unangenehm. Zu Akquise-Zwecken musste ich jede Chance wahrnehmen neue Kunden kennenzulernen. Irgendwelche Vorträge, Networking-Veranstaltungen, sehr anstrengend. Heute bin ich froh, dass ich sowas nicht mehr machen muss. Neue Kunden kommen über Empfehlung rein. Man muss aber auch sagen: meine Kunden empfehlen mich auch deshalb nur gerne weiter weil wir eine gute, enge, persönliche Zusammenarbeit haben. Eine Beziehung auf persönlicher Ebene mit dem Kunden aufzubauen ist elementar.

    Natürlich kommt es darauf an, in welchem Segment man aktiv ist. Ich arbeite als Webdesigner, habe Kunden im ganzen deutschsprachigen Raum, das geht primär über Telefon und Email, ab und zu mal eine Besprechung bei mir im Büro – kein Problem.

    Sich als Introvertierte/r selbständig machen ist an und für sich möglich. Eventuell sollte man sich Gedanken darüber machen einen Geschäftspartner mit ins Boot zu holen. Jemand, der einen ergänzt. Mit meiner Introvertiertheit umgehen, diese ausgleichen kann. Und der einem vielleicht auch mal einen Schubser gibt, einen mitzieht.

    LG Tanja

  7. Vielen lieben Dank Patrick. Ich finde dass es mittlerweile einige Branchen gibt, für man gar nicht oder nur bedingt ein Netzwerk braucht. Im Grunde kann man vom Verkauf über die Außenpräsentation alles Outsourcen.

  8. Johannes says

    Buchempfehlung zum Thema: The Introvert Entrepreneur von Beth Buelow

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