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Wie Introvertierte ihre Akkus aufladen

Introvertierte und Extrovertierte beziehen ihre Energie aus unterschiedlichen Quellen. Genauso verlieren sie Energie in verschiedenen Situationen (mehr dazu hier).

Wenn ich von Energie spreche, meine ich nichts, das in Richtung Esoterik geht. Dafür interessiere ich mich nicht im Geringsten. Ich rede davon, ob jemand frisch und voll Elan ist oder ausgelaugt und müde.

Erinnern wir uns mal an den Physikunterricht. Das erste Gesetz der Thermodynamik besagt: Energie kann transformiert, aber nicht erschaffen oder zerstört werden.

So ist es auch bei uns Menschen. Wir verlieren Energie, können sie aber wiedergewinnen. Introvertierte geben ihre Energie schneller ab und brauchen auch länger, um die Akkus wieder aufzuladen. (vgl. Marti Laney Olsen in Die Macht der Introvertierten)
Dem müssen wir im Alltag Rechnung tragen, sonst sind wir ständig ausgelaugt.

Wie verlieren Introvertierte Energie?

Wir geben auf viele Weisen Energie ab. Am schnellsten laugen wir aus, wenn wir uns extrovertiert verhalten bzw. zu sehr „extrovertieren“ (um dieses Wort als Verb zu nutzen).

Im Beruf verlieren wir Energie in lauten Großraumbüros, in Meetings, beim Networking oder wenn wir viel telefonieren müssen. Auch Small Talk zehrt an unseren Energiereserven.

Aber nicht nur die Arbeit macht müde. Auch das Privatleben kann auslaugen: Eine ausführliche Shopping-Tour in überfüllten Einkaufspassagen, Ausgehen mit mehreren Menschen oder eine Party.

Wann immer wir Dinge tun, die viel Aktivität erfordern oder unsere Komfortzone dehnen, verlieren wir Energie. Das heißt nicht, dass wir solche Situationen meiden sollen. Das ist gar nicht möglich, wenn wir am gesellschaftlichen Leben teilhaben wollen. Es bedeutet allerdings, darauf zu achten, wenn das Energieniveau abfällt und darauf zu reagieren.

So können Introvertierte Energie aufladen

Wir verlieren Energie, wenn wir uns zu sehr extrovertiert verhalten. Im Umkehrschluss können wir Energie gewinnen, wenn wir uns typisch introvertiert verhalten. Mehr braucht es nicht, wir müssen uns diese Freiräume allerdings bewusst schaffen.

Bei mir sieht das zum Beispiel so aus: Wenn ich Zeit habe, gönne ich mir ein ausgiebiges Frühstück in einem guten Café. Im Hintergrund läuft ruhige Musik. Ich bin mit einem Buch und einem Notizzettel ausgestattet, um meine Gedanken und Ideen zu notieren. Solch ein Frühstück kann sich lange hinziehen.

Ich arbeite, lese und denke gern in gemütlichen Cafés. Das scheint dem Wunsch nach Ruhe zu widersprechen, da ich dort nicht allein bin. Doch die Menschen um mich herum sind nur ein leises Grundrauschen, das mich kaum beeinflusst. Ich muss mit niemandem reden, auf niemanden reagieren und – anders als zuhause – habe ich wenig Gelegenheit, mich selbst mit anderen Dingen abzulenken.
Nervig wird es nur, wenn einzelne Leute sehr laut oder besonderen Blödsinn reden, dann kann ich das nicht ausblenden.

Grundsätzlich gute Möglichkeiten für Introvertierte:

  • Im Alltag kleine Pausen einlegen, sich für ein paar Minuten zurückziehen
  • Ein Buch lesen
  • Zeit allein verbringen mit keiner oder wenig Stimulation (z.B. fernsehen)
  • In der Natur unterwegs sein

Das Ziel sollte es sein, den eigenen „Sweet Spot“ zu finden, also das perfekte Stimulationsniveau – auf jede Überstimulation sollte eine Ruhephase folgen.

Wenn wir wissen, was uns Energie raubt und dass an einem Tag viel Energiezehrendes ansteht, können wir schon vorab kleine Pausen einplanen und uns Rückzugsmöglichkeiten überlegen. So kommt man auch durch sehr „extrovertierte“ Tage gut hindurch.

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Über den Autor

Mein Name ist Patrick und ich bin introvertiert. Oft habe ich mir gewünscht, extrovertiert zu sein, bis ich meine Veranlagung besser verstanden habe. Mehr über mich und mein Buch Kopfsache.

Comments

  1. Bohn, Harald says

    Wie kommen eine Introvertierte mit einem nicht übermäßigen extrovertierten Partner eigendtlich klar?
    Bin extrovertiert und lese mit erstaunen die ganzen Seiten.
    Ist sehr interessant.
    Gruß
    Harald

  2. Susann says

    Ich habe den Text und auch weitere mit Interesse gelesen und finde mich in allen möglichen Punkten wieder, es durchströmt mich ein Gefühl von Dankbarkeit und ich denke jetzt nicht mehr daran etwa „verrückt“ zu sein, bloß weil es Menschen gibt, die es scheinbar nicht verstehen können, warum ich so bin. vielen Dank

  3. Sehr interessanter Artikel, aus diesem Artikel habe ich dieses Thema noch überhaupt nicht beleuchtet! Ich denke, viele Introvertierte versuchen krampfhaft extrovertiert zu sein, anstatt mit dieser Veranlagung zu umzugehen wie du es z.B. tust.

  4. Alessandra says

    Hi Patrick,
    eigentlich bin ich „nicht der Typ“, der Kommentar unter Artikel schreibt… Aber, warum eigentlich nicht?!
    Ich habe mittlerweile einige Artikel gelesen und muss dabei sehr viel schmunzeln, da ich mich total oft wieder erkenne. Genau so, in diesem Artikel! Mir war nicht bewusst, warum ich so gern alleine (mit meinem Terminplaner) in Cafés gehe, aber ja! Genau das ist es 🙂
    Vielen Dank für die Mühe, die du in diesen Block steckst! Es ist mir eine Freude ihn zu lesen 🙂
    LG Alessandra

  5. Ich habe erst vor kurzem erfahren dass ich introvertiert bin. Und deshalb sind solche Artikel für mich unglaublich hilfreich. Also vielen Dank.?

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