Introvertierte Gedanken.Zum Forum

Warum die Welt diese Website braucht

Introvertierte Menschen werden überwiegend falsch verstanden. Extrovertierte auch, doch in einer extrovertierten Welt stört das nicht weiter.
Kaum jemand ist wirklich gut informiert über das Konzept der Introversion und Extroversion. Solange wir das nicht ändern, lassen wir viel Potential liegen, leben gegen unsere Veranlagungen und verletzen einander. Das muss besser werden.

Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, dass wir in einer extrovertierten Gesellschaft leben? Wir belohnen Menschen, die gut reden können, sich gut selbst vermarkten, aus sich herausgehen, uns an ihrem Leben teilhaben lassen, aktiv sind und einfach gute Laune verbreiten.
Wir belohnen sie, indem wir sie bewundern, ihnen Aufmerksamkeit schenken und mit ihnen befreundet sein möchten.

Für introvertierte Menschen ist es nicht leicht, in einer Welt zu leben, die extrovertiertes Verhalten idealisiert.
Die meisten Introvertierten verfolgen daher eine folgenschwere Strategie: Sie verhalten sich so, als wären sie extrovertiert. Damit geht es ihnen nicht gut, denn sie arbeiten gegen ihre Natur. Schlimmer noch: Der Gesellschaft geht viel Potential verloren.

 

Warum das Thema für Dich wichtig ist

Ob Du intro- oder extrovertiert bist, hat Einfluss auf alle Bereiche Deines Lebens. Es beeinflusst Deine Freundschaften, wie Du Beziehungen führst, Dein Familienleben, Deine Rolle im Beruf, wie Du reist, wie Du Deine Freizeit verbringst und auch wie Du Deine Kinder erziehst.

Ich bin introvertiert und diese Veranlagung begleitet mich durch mein ganzes Leben. Introversion ist nichts, das abgelegt werden kann. Es beeinflusst mich jederzeit in meinem Handeln und Denken und in meinen Gefühlen.

Veranlagungen sind also für jeden Menschen von großer Bedeutung und trotzdem werden sie kaum beachtet. Ich selbst habe 30 Jahre gebraucht, um darüber auch nur nachzudenken.

Im täglichen Umgang miteinander unterscheidet doch niemand zwischen introvertierten und extrovertierten Menschen. Wir unterscheiden zwischen Menschen, die gut reden oder schlecht reden können, die offen oder verschlossen sind, die schnell oder langsam denken, die Action wollen oder langweilig sind.

Dabei schließen wir ständig von uns auf andere. Was wir gut können, sollte jeder andere zumindest lernen können, wenn er sich nur anstrengen würde! Wir gehen davon aus, dass wir im Inneren alle gleich funktionieren.

Es gibt jedoch viele angeborene Unterschiede zwischen uns allen. Unsere Gene sorgen nicht nur für ein individuelles Aussehen sondern entscheiden auch darüber, ob wir introvertiert oder extrovertiert sind, ob wir eher die linke oder die rechte Gehirnhälfte nutzen oder ob wir hochsensibel oder weniger sensibel sind (biologisch gesehen). Gene beeinflussen also unsere Persönlichkeit.

Diese Unterschiede führen dazu, dass ein- und dieselbe Situation von zwei Menschen komplett unterschiedlich wahrgenommen wird. Für den einen ist die Party ein berauschendes Erlebnis mit viel Spaß und tollen Leuten. Für mich ist sie kräftezehrend und ich wäre lieber zuhause und würde in meinem Blog schreiben.
Ich reise gerne alleine und habe Zeit für mich selbst. Ein anderer fühlt sich schon am ersten Tag einsam und gelangweilt und versucht, sofort neue Leute kennenzulernen.

Nur mit dem Wissen um unsere Unterschiede können wir Verständnis für unsere Freunde, Verwandten oder Kollegen aufbringen. Indem wir uns ihre Brille aufsetzen, können wir ihr Verhalten besser verstehen und dadurch unsere Beziehung zu ihnen verbessern. Deshalb ist das Thema wichtig.

 

5 gute Gründe für diesen Blog

 

1. Der introvertierte Weg

Introvertierte drücken sich am liebsten schriftlich aus. Was ich hier schreibe, würde ich so nie sagen. Also schreibe ich es auf.

2. Schreiben unterstützt Denken

Schreiben hilft mir beim eigenen Denken. Ich kann nichts wirklich zu Ende denken, wenn ich mir nicht wenigstens Notizen mache. Einen Blog zu schreiben ist sehr aufwendig und ein Artikel wie dieser kostet mich viele Stunden. Aber in dieser Zeit überlege ich mir genau, was ich eigentlich denke, was davon ich sagen möchte und wie ich es sagen möchte.

Ich brauche selbst diesen Denkprozess, um die Eigenschaft „Introversion“ schätzen zu lernen, anstatt sie nur negativ zu sehen. Ich möchte die Stärken, die sie mitbringt, erkennen, ausbauen und nach außen selbstbewusst vertreten.

Introversion bereitet mir aber auch große Schwierigkeiten, an denen ich arbeiten möchte, um meine eigene Komfortzone Stück für Stück zu erweitern. Die Idee, mich mit dem Thema zu beschäftigen, ist entstanden, als ich vor einigen Wochen mal wieder an einer dieser Schwierigkeiten gescheitert bin.

3. Mission

Ich denke seit einiger Zeit darüber nach, wie ich einen Beitrag für die Gemeinschaft leisten kann. Das klingt etwas schwülstig. Doch ich habe momentan den Luxus, viel Zeit zu haben und mein introvertiertes Ich nutzt die Zeit zum Lesen und zur Reflexion. Warum davon nicht etwas weitergeben? Dieser Blog soll also auch ein Beitrag für andere Introvertierte sein.

Meine Mission:

Über Introversion informieren, für Verständnis werben und Introvertierten beim persönlichen Wachstum helfen.

4. Gähnende Leere

Ich musste feststellen, dass es bislang keine deutschsprachigen Blogs zu dem Thema gibt. Es kann nicht daran liegen, dass es nichts zu erzählen gibt. Schon vor der Veröffentlichung dieses Blogs habe ich Themen für ein Jahr gesammelt.
Man hält sich zurück. Vor allem Männer. Nahezu jede Quelle, die ich in den letzten Monaten zum Thema gelesen habe, stammt von einer Frau. Dabei ist das Klischee. Es passt zum typischen Mann/Frau-Bild, dass Männer eher extrovertiert und Frauen eher introvertiert sind. Das stimmt jedoch nicht. Es gibt keine Unterschiede.

5. Von anderen lernen

Ich möchte auf diesem Weg andere Menschen kennenlernen, mit denen ich mich austauschen kann. Jeder hat Schwierigkeiten mit seinen Veranlagungen (auch Extrovertierte) und in einigen Bereichen brauche ich noch große Wachstumsschübe. Ich hoffe, diese über einen Austausch eher erreichen zu können.

 

Warum Du diesen Blog lesen solltest

Es gibt einige gute Gründe dafür, diesen Blog zu lesen. Diese hängen aber stark davon ab, ob Du eher introvertiert oder eher extrovertiert bist.

1. Falls Du introvertiert bist

Wenn Du Dich mit Deiner Veranlagung noch nicht näher beschäftigt hast, ist es sehr wahrscheinlich, dass Du selbst ein negatives Bild von Introversion hast. Das ist nicht verwunderlich, denn wir leben in einer Gesellschaft, die extrovertierte Eigenschaften belohnt. Mir ging es in den ersten 30 Jahren meines Lebens nicht anders und auch heute noch ringe ich immer mal wieder mit dieser Veranlagung.

Diese negative Einstellung wird Dir jedoch nicht gerecht. Es gibt schließlich gute Gründe dafür, dass introvertierte Menschen durch die Evolution nicht aussortiert wurden, denn die Menschheit braucht beide Extreme! Das klingt dramatisch, aber es ist wahr. In diesem Blog werde ich Dir zeigen, warum das so ist.

Es wird Zeit, dass Du Deine angeborenen Eigenschaften verstehst, Dich auf Deine Stärken besinnst und gleichzeitig Strategien entwickelst, die Dir das Leben mit den Schwierigkeiten der Introversion erleichtern.

Es gibt viel zu lernen und es wäre besser, wenn Du heute damit anfängst, denn es wird viel Zeit erfordern bis Du umdenken kannst und Deine Eigenschaften zu schätzen weißt. Wenn Du das geschafft hast, wirst Du Erleichterung verspüren – der innere Druck, Dich ständig extrovertiert verhalten zu müssen, wird abnehmen. Außerdem wirst Du über ein besseres Selbstbild verfügen.

2. Falls Du extrovertiert bist

Ich gehe jede Wette ein, dass Du introvertierte Menschen in Deinem Freundeskreis, Deiner Familie und Deinem Arbeitsumfeld hast. Vielleicht ist auch Dein(e) Partner(in) introvertiert. Es wird Dir nicht bei jedem auffallen, denn Introvertierte versuchen häufig, sich extrovertiert zu verhalten. Doch glaube mir: Sie sind da.

Ich denke Du kannst Deine Beziehungen zu diesen Menschen verbessern, wenn Du über diese Veranlagung informiert bist. Es ist leicht, introvertierte Menschen als „seltsam“ abzutun, wenn sie keinen „Spaß“ haben wollen oder einfach still sind. Doch das ist keine Grundlage für eine gute Beziehung. Ich denke, dass Du davon profitierst, wenn Du Introvertierte besser kennenlernst.

Außerdem gehe ich davon aus, dass Du in diesem Blog auch über Dich selbst lernen wirst. Mein Schwerpunkt liegt zwar auf Introversion, doch es lässt sich kaum vermeiden, die beiden Extreme miteinander zu vergleichen.

3. Falls Du ambivertiert bist

Ambivertiert bedeutet, dass Du auf der Intro-/Extroversion Skala in der Mitte angesiedelt und ziemlich ausgeglichen bist. Dann hast Du einige introvertierte, aber auch einige extrovertierte Eigenschaften. Du kannst Dich vermutlich am ehesten in beide Typen hineinversetzen und kommst sicherlich auch ohne diesen Blog zurecht. Dennoch kann es Dir helfen, Dich selbst und die Menschen in Deinem Umfeld besser zu verstehen. Darüber hinaus möchte ich Dich dazu motivieren, den Introvertierten in Dir mehr zu schätzen und zu fördern.

 

So soll der Blog sein

Der Schwerpunkt dieses Blogs liegt auf Introversion. Da ich selbst introvertiert bin, kann ich nur durch diese Brille schreiben. Am Anfang werden viele erklärende und hoffentlich augenöffnende Artikel im Vordergrund stehen. Es gibt mehr Aufklärungsbedarf, als Du denkst. Introversion ist die Grundlage aller meiner Artikel hier. Es ist wichtig, das zu verstehen.

Es wird auch viele Gedanken geben, die nicht vordergründig mit Intro- oder Extroversion zu tun haben, denen aber meine Veranlagung zugrunde liegt.

Ich werde versuchen, zu erklären und zu beraten, ohne philosophisch oder besserwisserisch zu sein. Das wird sicherlich ein schmaler Grat.

Ich werde nur dann Tipps geben wenn ich mich auskenne. Daher wird es sicherlich eine Menge zum Thema „Business“ (Selbständigkeit, Büroalltag, Führung) geben, aber wenig zum Thema „Dating“.
Ich nehme mir vor, nicht aus der Sicht eines Extrovertierten zu schreiben. Sollte ich das dennoch tun, stoppt mich bitte. Ich bin dafür einfach nicht qualifiziert. Aber ich werde mich hin und wieder um Gastbeiträge bemühen.

Ich möchte auf Lückenfüller verzichten, die nur meine und Eure Zeit vergeuden. Also keine Gedichtesammlungen, keine Katzenbilder und keine Kochrezepte für Introvertierte!

Auch Pep-Talk, Bauchpinseleien und schmalziges Schönreden werden sich in Grenzen halten. Mir geht es nicht darum, den Introvertierten dieser Welt täglich zu sagen, dass sie auch wertvolle Menschen sind. Das müssen sie schon selbst erkennen. Ich möchte dafür nur die Basis legen, indem ich ein paar meiner eigenen Erkenntnisse sowie das mir angeeignete Wissen vermittle.

Außerdem möchte ich betonen, dass ich kein Psychologe bin und auch sonst keinen wissenschaftlichen Hintergrund habe. Fast alle Bücher zum Thema Introversion und Extroversion wurden bisher von Doktoren veröffentlicht und die sind oft auch sehr gut. Für Vertiefungen werde ich auf die jeweiligen Quellen verweisen.

 

Also, auf geht’s

Ein wesentliches Merkmal von Introvertierten ist, dass wir uns nicht gerne öffnen. Insofern ist dieser Blog für mich ein großer Vertrauensvorschuss. Ich vertraue einfach darauf, dass es genügend Menschen gibt, die ähnlich ticken wie ich und meinen Beitrag zu schätzen wissen. Bei jedem neuen Artikel wird mich das Klicken auf „Veröffentlichen“ einige Überwindung kosten. Aber was soll’s: Augen zu und durch.

Introvertierte glauben oft nicht daran, dass sie mehr wissen als andere. Aber das stimmt nicht. Wir sind nicht intelligenter und wir haben auch nicht unbedingt ein sehr breites Wissen, aber in einigen Bereichen haben wir ein viel tieferes Wissen als andere Menschen. Denn wir lesen mehr, konzentrieren uns besser und reflektieren mehr.
Mir selbst fällt es auch schwer, das zu erkennen. Das meiste Wissen, das ich mir in den letzten Monaten angeeignet habe, scheint im Nachhinein trivial. Dann kommt es mir so vor, als wäre ich der letzte Mensch, der davon erfahren hat. Doch hin und wieder erfahre ich in Gesprächen oder durch Feedback zu meinem anderen Blog, dass diese Dinge auch für die meisten anderen Menschen neu sind.

Im 21. Jahrhundert verfügen wir über so viele Informationen, dass am Ende kaum jemand über irgendetwas richtig Bescheid weiß. Wir wissen von allem ein bisschen und haben keine Ahnung, womit wir uns mal genauer beschäftigen sollten.

> Hier ist mein Tipp: Fang erstmal mit Dir selbst an.

Wir interessieren uns doch sowieso in erster Linie für uns selbst. Das ist kein Vorwurf, sondern Tatsache. Und dafür gibt es jetzt diesen Blog. Ich schreibe auf, was mir nun so offensichtlich erscheint, weil ich seit 30 Jahren so lebe und dennoch habe ich meine Erkenntnisse erst sehr spät gewonnen. Also vertraue ich darauf, dass ich auch anderen noch zu ein paar Erkenntnissen verhelfen kann.
Ich bin mir sicher, dass sich viele Leser hier wiedererkennen werden und dem einen oder anderen ein Licht aufgeht. Genauso gut kann es sein, dass die anderen 80% keine Ahnung haben, wovon ich überhaupt rede.

Da Du schon bis hierher gelesen hast und offensichtlich interessiert bist, empfehle ich nun, die FAQ (Fragen & Antworten) zu lesen und ein bisschen über mich zu erfahren.

Kennst Du schon unser Forum für Introvertierte?

Über den Autor

Mein Name ist Patrick und ich bin introvertiert. Oft habe ich mir gewünscht, extrovertiert zu sein, bis ich meine Veranlagung besser verstanden habe. Mehr über mich und mein Buch Kopfsache.

Comments

  1. Carina says

    Hallo Patrick,
    ich bin schon länger auf der Suche nach einem Blog oder Forum über dieses Thema und habe heute mal wieder gesucht, ob es nicht was neues hierzu gibt… über die Google Suchoption „letzter Monat“ hab ich dann deinen Blog gefunden. Was ich bisher gelesen habe, begeistert mich total und ich freue mich darauf, die nächsten Tage alle Artikel ganz in Ruhe zu lesen. Meiner spontanan Begeisterung musste ich aber sofort Ausdruck verleihen! Bis bald…

  2. Hallo Patrick,
    ich bin vor wenigen Tagen beim Stöbern nach dem Begriff der Introvertierheit auf Deinen Blog gestoßen. Ich bin 29 Jahre alt und wusste mein Leben lang, dass ich „anders“ bin – seit meiner Kindheit war ich immer diejenige, die lieber drin war, gelesen hat, Kindergeburtstage gehasst hat, und die ganze Palette. Und immer habe ich irgendwie gedacht, ich wäre „nicht normal“ – so langsam dämmert mir, dass ich gut so bin, wie ich bin und dass ich anfangen sollte, positiv mit meinem ich-Sein umzugehen. Ich werde wahrscheinlich viel Zeit auf Deinem Blog verbringen, daher sage ich schon mal Hallo und werde mich sicher auch zu dem ein oder anderen Thema äußern. Bis dahin vielen vielen Dank, dass Du Deine Gedanken hier mit allen Interessierten teilst!

    • Hallo Lisann,

      schön, dass Du den Weg hierher gefunden hast. Tob Dich ruhig aus und melde Dich wenn Du Anregungen oder Fragen hast.

      Viele Grüße
      Patrick

  3. Ich bin mehr durch Zufall auf Deine Webseite gestossen und finde mich in so vielen Aussagen wieder. Muss jetzt einfach mal alles durchlesen und mich inspirieren lassen. Danke jedenfalls für Deinen Mut so ein Thema zur Diskussion zu stellen!

  4. Hallo Patrick,
    gut, dass ich Deinen Blog entdeckt habe, denn jetzt weiß ich endlich warum ich in meinem ganzen Leben lieber im Hintergrund gearbeitet habe und niemals den Wunsch hatte die erste Geige zu spielen. Verschiedene Menschen meiner Umgebung haben immer wieder versucht mich zu etwas zu drängen, wovon ich selbst überzeugt war, dass es nicht das Richtige für mich ist. Das Gefühl nicht richtig zu funktionieren begleitet mich seit ich denken kann. Natürlich treffen auch auf mich nicht alle Punkte Deiner Liste für Introversion zu, aber doch sehr viele. Vor ein paar Jahren unternahm ich eine Reise, von der ich sehr lange geträumt, aber für die ich nie den richtigen Begleiter oder Begleiterin gefunden hatte, kurz entschlossen alleine. Ich hegte die Hoffnung, dass mich das Bestehen dieser Herausforderung freier und „extrovertierter“ machen könnte. Ich hatte eine wunderschöne Zeit in meinem Traumland, traf ganz unterschiedliche Leute ohne echte Kontakte zu knüpfen und fühlte mich sehr wohl dabei. Jeden Abend schrieb ich in mein Reisetagebuch was ich an diesem Tag erlebt und wie ich mich gefühlt hatte. Den Kontakt mit der Familie hielt ich mit eMails, denn auch ich schreibe viel lieber als zu telefonieren. Ich habe auf dieser Reise viel erlebt und nur positive Erfahrungen gemacht, aber geändert hat sich weder mein Verhalten noch meine Unzufriedenheit mit meiner angeblichen Verkorkstheit. Jetzt ist mir endlich klar, dass ich mich nicht grundsätzlich ändern kann und so werde ich versuchen die positiven Punkte besser herauszustellen und mich mit den negativen nicht mehr so sehr zu belasten.

    • Hallo Jenny,

      danke für Deinen Kommentar! Ich bin sehr überrascht, wie häufig ich nun höre (vor allem nach dem SPIEGEL Artikel), dass den Menschen ihr ganzes Leben gar nicht bewusst ist, was mit ihnen los ist – nur, dass sie irgendwie von der gewünschten Norm abweichen.

      Ich kenne auch den Gedanken, wenn ich eine Herausforderung bewältige, dann werde ich mich irgendwie „bessern“. Aber ich war erfolgreicher Unternehmer, bin durch viele Länder gereist, führe einen Lebensstil, um den mich viele beneiden und bin (natürlich) immer noch genauso introvertiert mit allen Vor- und Nachteilen wie vorher 🙂

  5. Hallo Patrick,
    mit großem Interesse habe ich nun die ersten Artikel auf diesem Blog gelesen und sehe nun einige Ereignisse meines Lebens mit anderen Augen. Ich hatte zwar schon den Begriff „Introvertiert“ gehört und wusste auch dass ich wohl irgendwie dazu gehöre, aber die genaue Bedeutung habe ich erst hier erfahren. Vor allem ist es schön in dieser Extrovertierten Welt endlich auch mal zu erfahren dass es noch andere wie mich gibt. Zumal ich auch feststelle dass ich wohl ein sehr stark introvertierter Mensch bin. Wobei ich dazu sagen muss, dass meine Eltern auch introvertierte Leute sind und ich es von jungen Jahren beigebracht bekommen habe dass man jeden Abend zusammen mit der Familie isst und dann entweder Fernsehen schaut oder ein Buch liest. Da in der Schule und der Uni aber alle extrovertiert waren, oder sich so verhielten war ich nicht nur überall der Sonderling sondern regelrecht eine Lachnummer und dieser Konflikt hat mich lange Zeit aufgerieben, regelrecht deprimiert. Sehr vieles hatte ich meinem geringen Selbstbewusstsein angelastet und dachte es würde sich alles ändern, wenn ich mich nur anstrengen würde, nur um festzustellen dass sich in vieler Hinsicht, trotz deutlich stärkerem Selbstbewusstsein, nichts geändert hat. Zu wissen dass sich bestimmte Sachen auch nicht ändern werden, erleichtert mich dabei ungemein und gibt mir die Möglichkeit mich auf die Dinge zu konzentrieren die ich ändern kann. Und natürlich werde ich mir im nächsten Schritt auch die Quellen anschauen um meine eigenen Schlüsse daraus ziehen zu können.

    • Hallo Marcus,

      ich denke es ist ganz natürlich dass man sich selbst und die Gewohnheiten als Kind und Jugendlicher im Elternhaus als normal empfindet. Wenn man aber dann als junger Erwachsener merkt dass die meisten Anderen ganz anders ticken als mal selbst ist das schwierig und auch enttäuschend, da man dann realisiert dass anscheinend die anderen normal sind und man selbst nicht.
      Überhaupt ist es schon eine wichtige Erkenntnis, wenn man merkt warum man Schwierigkeiten mit gewissen Situationen und Menschen hat, nämlich weil wir Menschen unterschiedlich ticken.

      Ich habe mich jahrelang gewundert warum ich mit vielen Leuten Schwierigkeiten im Umgang habe und mit einigen wenigen die Kommunikation leicht und angenehm ist. Und ich habe auch lange gedacht es würde sich was ändern (von alleine / wenn ich mir mehr Mühe gebe / wenn ich „richtig“ erwachsen bin).

      Aber nichts davon ist eingetreten, sondern ich habe herausgefunden dass es an der Introversion liegt, und dass man seine dadurch resultierenden Eigenschaften nicht ändern kann, sondern nur besser nutzen kann…

  6. Hallo Patrick!

    Vielen Dank für Deinen tollen Blog, mir ist beim Stöbern durch die Artikel vieles klar geworden.
    Wenn mich früher jemand gefragt hätte, ob ich eher intro- oder extrovertiert bin, hätte ich ganz klar geantwortet: Introvertiert. Was wohl auch stimmt. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass Introversion so weitreichende Konsequenzen für die eigene Persönlichkeit haben kann.
    Mir war beispielsweise vorher nicht richtig bewusst, dass ich aktiv Zeit nur für mich brauche, um meine Akkus aufzuladen.
    Außerdem verstehe ich jetzt auch die Verhaltensweisen von extrovertierten Menschen besser und komme so besser mit ihnen klar.

    Aber ich muss gestehen: Die ganzen Einsichten hab ich auch zum Teil aus dem Buch „Still“ von Susan Cain (welches mir sehr gut gefällt, auch für diesen Tipp danke ich Dir!).

    Ich bin mir jedenfalls sicher, dass du mit diesem Blog schon vielen Leuten geholfen hast und noch vielen helfen wirst.

    Viele Grüße,
    Tamara

    • Hallo Tamara,

      danke für Deine Worte. Ich bleibe dran! 🙂
      Und ja, „Still“ ist ein gutes Buch. Das war auch mein erstes zu dem Thema.

  7. Hallo Patrick,

    in den letzten 4 Jahren habe ich mich viel mit mir und meinem Leben beschäftigt und dazu gehört auch das Thema Introversion. Hab ich mich früher immer als Sonderling empfunden, kann ich mich heute mehr und mehr annehmen wie ich eben bin.
    Dass ich viel Zeit nur für mich und mit mir brauche, ist mir selbst schon lange klar – das aber sogar das „wenig lächeln“ dazu gehört, war mir bis heute neu – das brachte mich glatt zum schmunzeln… ;-))
    Heute bin ich nun erstmals auf Deinen wirklich interessanten Blog gestoßen und werde Dir sicher als treue Leserin erhalten bleiben.

    Viele Grüße,
    Martina

    • Hey Martina,

      „guck nicht so ernst“ höre ich auch oft 😉
      Schön, dass Du als Leserin erhalten bleibst!

  8. Da ist er wieder, der Impuls, unsichtbar zu bleiben. Die Unsichtbaren haben viele Vorteile, werden seltener zu Zielen, können nehmen, ohne geben zu müssen, was vor allem dann relevant wird, wenn man dem Eindruck oder der Illusion unterliegt, eigentlich nichts zum Zurückgeben zu haben.
    Habe ich aber doch. Einen Gedanken, eine Idee, eine Vermutung, die ich zur Debatte stellen möchte, vielleicht unausgegoren, da ich vor nicht mal 48 Stunden wieder über diese Konzepte gestolptert bin (das erste Mal vor zehn Jahren, heute habe ich aber den Eindruck, dass damals nicht viel daraus zu machen gewesen wäre, weil einiges an empirischen Daten noch nicht vorhanden bzw. nicht so einfach verfügbar war): Kann es nicht sein, dass der evolutionäre Vorteil eigentlich auf Seiten der Extraversion liegt und unsereins sich bis zur Gegenwart mehr oder weniger „durchgeschummelt“ hat?
    Zu Grunde liegt die Vermutung, dass die Wahrscheinlichkeit, zu überleben und sich fort zu pflanzen höher ist für jene, denen es leicht fällt, Kontakte zu knüpfen, beliebt zu werden, kompetent und stark zumindest zu erscheinen, sodass sie a) sich effektiv der Solidarität ihrer Umgebung versichern können, was zu einer gewissen Resistenz gegenüber Ressourcenkrisen führt und b) anziehend auf potentielle Zeugungspartner wirken, was zu einer gewissen Konstanz der genetischen Merkmale führt. Zu Grunde liegt ferner die zugegeben aus nicht allzu zuverlässiger Quelle aufgeschnappte Information, dass der Anteil der Introversion in der menschlchen Population irgendwo zwischen 20 und 30% liege (ich lasse mich sehr gerne korrigieren), was schon eine nicht ganz kleine Minderheit bedeutet, aber immerhin eine Überleben betreffende Relevanz vermuten lässt (dass der Anteil unter Annahme der vorgestellten These nicht kleiner ausfällt ließe, sich u.A. aus der sehr kurzen Geschichte des homo sapiens sapiens erklären, im Vergleich zu welcher der zivilisatorische Fortschritt und damit auch die Überlebenschancen von Sonderlingen exorbitant zugenommen haben – von der Willkür tribalistischer Kollektive über das Zwölftafelgesetz zum Schutze der Schwachen bis zu den FDGOs der Gegenwart war es, gemessen an den Zeiträumen, in denen die Evolution sonst arbeitet, ja nur ein halber Katzensprung). Und dann, Sie schreiben es selbst: In unserer Gesellschaft wird extravertiertes Handeln belohnt. Man könnte hinzufügen: Global. In allen gegenwärtigen Gesellschaften. Es gewinnt, wer dominiert. Und was ist dominantes Handeln anderes, als aktive Extraversion? Und warum sollten sie belohnt werden, wenn nicht, weil sie das Überleben in der Gruppe und als Gruppe besser zu sichern scheinen, als das Gegenteil?
    Meine These kurz zusammen gefasst: Menschen leben und überleben überwiegend in Gruppen. Für diesen Modus vorteilhaft müsste Extraversion sein, weil sie, schlicht gesagt, Menschen überprüfbar aneinander bindet. Eine der zu vermutenden Folgen wäre, dass Introversion eher zum Überleben als Einzelkämpfer hilfreich ist (wobei dann aber die Gene baden gehen dürften). Ich lasse mich, wie gesagt, gerne korrigieren (eigentlich hoffe ich sogar regelmäßig, mich zu irren), möchte aber hinzufügen, dass Sie dies vermutlich nicht können werden, ohne die falsche Bescheidenheit abzulegen, „nicht als Philosoph“ aufzutreten. Und mit diesem Blog (für den ich Ihnen sehr danke), sind Sie doch ohnehin mittendrin im Thema „Lebenskunst“ – und das ist nichts anderes als Philosophie. Man braucht sich dafür nicht durch ellenlangweilige Seminare zu quälen und Essays zu hirnrissigen Themen zu schreiben, bloß um am Ende ein Papier in die Hand gedrückt zu bekommen, das bescheinigt, man habe sich so und so lange dem ausgesetzt, was hier und heute „Studium der Philosophie“ heißt (und höchstens historisch interessant ist).
    Philosoph zu sein bedarf es wenig: Einer aktiven eigenen Vernunft und des Mutes, sich ihrer zu bedienen. Was man daraus macht; selbst, ob man sich öffentlich äußert, ist letztendlich Privatsache.

    Und zu letzt: Wovon ich in der Hauptsache schrieb, ist Bio. Nicht unbedingt mein Spezialfach (wobei Evo noch den Vorteil hat, mit Mathe verwandt zu sein) und der vorgestellte Gedanke hauptsächlich von theoretischem Interesse. Heißt: Ich will daraus keine Wertungen abgeleitet haben, Was evolutionär vor- oder nachteilig sein mag, kann unter ethischem Gesichtspunkt, also wenn es darum geht, wie richtiges Handeln aussieht, in ganz anderem Licht dastehen (nur mal der augenfälligste Unterschied: Evolution „arbeitet“ mit Gruppen, Populationen, gar ganzen Arten, während es der Ethik um den Träger von Handlungen, das Individuum, das jeweilige Ich, geht).

    Freundlich grüßend,
    S

  9. Desiderium Amoris says

    Vielen Dank, für die Seite, sie ist echt toll. Ich musste schmunzeln, als ich mich in den Artikeln, wieder erkannt habe. Ich freue mich schon, auf neue Artikel. 🙂

    Ruhige Grüsse

    Desiderium Amoris

  10. Hallo Patrick,

    sehr schöne Seite. Es wurde endlich Zeit dafür, dass es so etwas gibt.

    Vielen Dank und viele Grüße

    Alex

    P.S. Ich habe neulich deine Artikel auf dem Affenblog gelesen. Sehr gut!

  11. Franziska says

    Hallo Patrick,

    ich wünschte mir ich hätte diese Informationen schon als Kind/Jugendlicher erhalten.
    Ich wurde oft als unfreundlich und als sonderbar bezeichnet . Mein Selbstwertgefühl war am Boden. Ich habe mich stets mit dem Gedanken gequält „Warum kann ich nicht so sein wie alle Anderen, was stimmt nicht mit mir“ Jedoch hat mich diese Schauspielerei nur geschlaucht…

    Inzwischen habe ich meinen Weg gefunden, des Weiteren habe ich inzwischen einige Freunde die genau diese Eigenschaften an mir mögen und bei denen ich auch sehr gerne etwas mehr aus mir herauskomme 😉

    Ich finde deinen Blog sehr gut! Ich denke, dass dieser Blog auch sehr hilfreich ist. Gerade für die sogenannten „Sonderlinge“ und „Stubenhocker“ damit sie erkennen, dass sie nicht unormal oder mangelhaft sind. Sondern dass sie selbstbewusster werden und ihre Stärken erkennen, anstatt sich mit ihren Schwächen zu kasteien. Mir hätte das Wissen um die Introversion viele Tränen und Selbstzweifeln erspart.

    Mach weiter so !

    • Danke Dir, das freut mich! Ich hoffe, mit diesem Blog noch ein paar Leuten zu einem besseren Selbstbild verhelfen zu können.

  12. Hallo Patrick,

    ich hab vor einigen Tagen eher durch Zufall deinen Blog entdeckt und habe seitdem fast alle deiner Artikel mit Begeisterung gelesen und weiß jetzt warum ich so bin wie ich bin und ich meine Umwelt so wahrnehme wie ich sie wahrnehme. Ich bin einfach stark introvertiert, ohne je gewusst zu haben das es dafür einen Begriff gibt.

    Grüße

  13. Hallo Patrick,

    ich bin wirklich sehr begeistert von deinem Blog, vielen Dank! Ich habe auch schon als Kind immer das Gefühl gehabt, „anders“ zu sein und meine Mutter hat mit aller Kraft versucht, mich zu ändern (da sie sehr extrovertiert ist), das hat das Gefühl, „falsch“ zu sein noch sehr bestärkt. Mittlerweile habe ich mich recht gut angepasst, gehe jedoch Gruppen aus dem Weg und Partys und an Smalltalk werde ich mich einfach nie gewöhnen. Meine engen Freunde und meine Partnerschaft sind mir wichtig, ich rede auch relativ viel bei Leuten, bei denen ich mich wohl fühle, natürlich über möglichst tiefgehende Themen :-). Und ich habe Glück, dass Smalltalk in meinem Job auch nicht so wichtig ist. Jetzt habe ich jedoch seit zwei Jahren einen sehr extrovertierten Freund. Ich kann damit ganz gut umgehen, er inspiriert mich und ich mag seine Begeisterungsfähigkeit. Aber er beginnt, mich ändern zu wollen und ist genervt von meiner Skepsis und meinen Nachdenke-Phasen. Als absoluter Gruppenmensch kommt es auch in dieser Hinsicht immer wieder zu Streitereien. Das hat alte Wunden aus der Kindheit wieder aufgerissen, da er ja meinen Grundcharakter scheinbar nicht akzeptieren kann. Ich habe mich sofort wieder wie ein Freak gefühlt. Aus Ratlosigkeit habe ich gegoogelt und deinen Blog gefunden, und es hilft mir wirklich sehr, das alles zu lesen und mich wieder „normal“ zu fühlen. Dankeschön!

  14. Schon witzig,

    erst dachte ich „so ein Blog ist doch irgendwie paradox…“, aber dann kam dieses leider seltene Gefühl der Nachvollziehbarkeit (für mich und dich und „die anderen“).
    Eigentlich möchte ich gar nichts weiter dazu sagen, aber womöglich ist es angemessen, dir gegenüber kurz und knapp meine Begeisterung auszudrücken.

    Liebe Grüße!

  15. Ich habe mich schon einige Zeit mit dem Thema Introversion und Extraversion beschäftigt, u.a. auch auf der englischen Website http://lonerwolf.com/

    Ich persönlich würde mich ganz klar als introvertierten Menschen bezeichnen. Ich habe kein Problem damit, Vorträge zu halten oder beim Chor in der ersten Reihe zu stehen. Aber auf der sozialen Ebene bin ich oft gescheitert. Ich meide es, mich im Foyer zu Leuten aus meiner Jahrgangsstufe zu setzen, weil ich mir in einer Gruppe fehl am Platz vorkomme. Ich mag Smalltalk nicht und habe keine Ahnung von Clubs, Partys, Facebook-Beziehungen u.ä.
    Ich glaube, das Problem bei Introvertierten ist, das wir es schwer haben, einen Gesprächspartner zu finden.
    Trotzdem denke ich, das es wichtig ist, das es Menschen wie und gibt. Ich habe mal in einem Buch gelesen, das man Introvertierte und Extrovertierte mit Kriegern und Strategen vergleichen kann. Extrovertierte lassen sich aufgrund ihrer vielen Kontakte oft zu dem Meinungen Anderer hinreißen, während Introvertierte auch in schwierigen Situationen unabhängig entscheiden können.

    Ich habe bereits auf der Lonerwolf-Website einige Beiträge kommentiert, habe mich hinterher aber so sehr dafür geschämt, das ich die Seite nur noch selten besucht habe. Die besagte Angst vor dem „Kommentar abschicken“ Button kenne ich also auch 🙂

    • Hallo Ava,

      danke für deinen Kommentar, zu dem du dich durchgerungen hast und für den du dich nun hoffentlich nicht schämst 🙂
      Der Krieger-Berater-Vergleich von Elaine Aron gefällt mir auch sehr gut! Den habe ich auch in meinem eigenen Buch aufgegriffen, das ich gerade schreibe. Klar, wir Introvertierten werden auf jeden Fall gebraucht!

  16. Melle Noire says

    Huhu!

    Ich habe mich schon vor einiger Zeit mit dem Thema „Introversion – Extraversion“ auseinandergesetzt (ich habe früher öfter mal die PSYCHOLOGIE HEUTE gelesen, interessiere mich allgemein für Medizinisches und Wissenschaftliches) und bin nun wieder durch SPIEGEL online darüber gestolpert. So wie es aussieht, bin ich amivertiert.

    Ich bin gerne unter Menschen, kann mit wildfremden Leuten offen und spontan über alles Mögliche in der Bahn schnacken, kann offen auf andere zugehen, gehe gerne auf Partys usw… Auf der anderen Seite brauche ich aber auch Zeit für mich selbst, ich grüble ziemlich viel, mache mir Gedanken um die verschiedensten Sachen und war auch schon alleine auch unterwegs (ohne dass mir dabei die Gesellschaft anderer gefehlt hätte). Es gibt sogar Dinge, die ich bevorzugt alleine und in Ruhe mache (wie zB eine Monatsabrechnung oder digitale Bildbearbeitung) – hier empfinde ich die Anwesenheit anderer Personen im Raum als geradezu störend, weil ich mich gerne auf das konzentrieren möchte, was ich gerade tue (ich bin in manchen Dingen sehr sorgfältig, genau und pingelig, ja geradezu perfektionistisch, etwa in der Haushaltsbuchführung) und mich „unter meiner Glocke“ abschotten will. Wobei ich diese auch in völlig anderen Situationen einfach überstülpe – zB wenn ich gerade irgendwo unterwegs und gleichzeitig tief in Gedanken versunken bin. Dann blende ich die Außenwelt komplett aus und achte nur auf das Wesentliche (mein Freund hat sich zB schon darüber gewundert, dass ich noch nie in einen offenen Gullyschacht gefallen sei. LOL :D). Ich habe ganz oft aber auch eine ausgesprochen selektive Wahrnehmung und sehe manches einfach nicht oder achte eben nicht explizit darauf. Mein Freund hingegen sieht quasi alles um sich herum und will mit mir plötzlich über ein rotes Auto in Straße XYZ reden, an dem wir gerade vorbei gelaufen sind. Auto??? Welches Auto ??? Er ist übrigens der ruhigere Typ von uns beiden. Und manchmal sind ihm Dinge peinlich, die ich tue (wie zB lautes Lachen auf einem Friedhof).

    Es gibt Tage, an denen ich total unternehmungslustig bin und Tage, an denen ich gern meine Ruhe habe. Es gibt Zeiten, in denen ich mir wochenlang selbst genug bin und dann wieder Phasen, in denen ich mich frage: Was macht eigebtlich…? Und wo kann man denn am kommenden Wochenende mal wieder so richtig gut abfeiern? Ich kann zuerst auf irgendeinem Gruppentreffen sein und mich prima unterhalten und schwätzen und labern – und dann hinterher im Stillen über den Tag reflektieren (oft hänge ich nach ereignisreichen Tagen gern abends noch meinen Gedanken nach, rede aber auch gern noch mit meinem Freund darüber). Ich kann nachmittags auf irgendeinem Stadtfest sein und abends dann einfach nur auf dem Bett liegen und meine Gedanken schweifen lassen oder schlicht die Ruhe genießen. Ich empfinde gesellige Runden als sehr anregend und habe da meinen Spaß dabei, schöpfe aber auch Kraft und Energie aus ruhigen Momenten und ziehe mich zurück, wenn ich genug habe.

    Somit befinde ich mich wohl in der Tat irgendwo in der Mitte beider Extreme. Früher dachte ich, ich sei eher extravertiert (ich bin auch ein sehr offener Mensch) aber ich bin definitiv auch ein Stück weit introvertiert.

    Dunkle Grüße! 🙂
    Melle

    BTW: Die Pfeile nerven gewaltig, mit denen man zum nächsten oder zum vorherigen Beitrag kommt. Zumindest in der mobilen Version, ich kam beim Verfassen dieses Beitrages x Mal drauf und plötzlich war mein Text weg… o.O

  17. Melle Noire says

    amivertiert=ambivertiert

  18. Übrigens habe ich mich auch bewusst gegen Kinder entschieden, unter anderem da ich ein Mensch bin, der für ein paar Stunden am Tag seine Ruhe braucht. Kinder treiben mich schon nach kürzester Zeit in den Wahnsinn und ich ertrage die Tonfrequenzen nicht, die sie „ausspucken“. Und wenn ich miterlebe, welchen Stress es oft bedeutet, Mutter zu sein, dann weiß ich ganz genau : Das ist absolut nichts für mich. Wenn mich mein Freund bei irgendetwas stört, an dem ich konzentriert sitze, dann schmeiße ich ihn auch aus dem Zimmer, werde teilweise regelrecht aggressiv, weil ich mich nicht auf 3 Dinge gleichzeitig konzentrieren kann und davon nur Kopfschmerzen kriege. Ich bin ein ausgesprochener Monotasker.

  19. Dirk Lorenz says

    Hallo Patrick,

    Dein Blog gefällt mir sehr gut. Danke für die Anregungen und dass Du Deine Erfahrungen mit anderen Menschen teilst. Ich weiß, wie schwer das manchmal ist.

    Viele Grüße
    Dirk

  20. Hallo Patrick,

    eigentlich habe ich nur gegoogelt, warum mich manche Menschen nicht ansehen und bin dabei auf deine Seite gestoßen.
    Die Begriffe „extrovertiert“ und „introvertiert“ sind mir schon länger ein Begriff und ich wusste sofort, dass ich eher introvertiert bin. Unabhängig davon reflektiere ich mich schon länger und versuche nach und nach bestimmte Eigenschaften, Neigungen, Bedürfnisse und Stärken, die ich habe (oder auch nicht) zu akzeptieren, um zufriedener und authentischer zu leben.
    Mir ist aufgefallen, dass ich oft selbst bei meinen Freunden erst „auftauen“ muss. Anfangs halte ich mich eher zurück und am Ende kaue ich ihnen das Ohr ab. ?
    Außerdem gibt es Situationen (die können paar Sekunden, Minuten bis Stunden anhalten), bei denen ich total extrovertiert bin und plötzlich bzw. am nächsten Tag bei den selben Leuten gar nicht mehr. Solche Momente tun mir aber gut, denn wie du schon geschrieben hast: Man hat ja auch als Introvertierter das Bedürfnis, sich auszudrücken. Ansonsten müssen dafür meine Freunde und laute Musik herhalten. 😉
    Ob mich andere für langweilig halten ist mir egal, denn ich weiß, dass es nicht so ist und meine Freunde wissen das auch. 🙂 Und überhaupt ist es sowas von egal, was andere denken. Man muss nur sich selber mögen und mit sich zufrieden sein. Und das bin ich nicht, wenn ich einen auf extrovertiert mache und mich verbiege. Das ist anstrengend, entgegen meiner Linie und unauthendisch. 😉

    Ich bin gespannt, ob und welche Anregungen ich durch dich bekomme, denn man lernt nie aus und in sich selber zu investieren ist immer die beste Wahl.
    Im Übrigen ist das hier der erste Block, den ich kommentiere (und überhaupt lese). Du darfst dich also geschmeichelt fühlen. 😉

    • Hallo Bianca,

      danke für deinen Kommentar, ich fühle mich geschmeichelt 😉

  21. Ich bin wirklich sehr dankbar diesen Blog entdeckt zu haben. Deine Beiträge helfen mir so viel und ich habe nun auch über 30 Jahre gebraucht um endlich zu verstehen warum ich mich nie „zugehörig“ gefühlt habe und immer damit hadere bzw. auch gehadert habe „anders zu sein“, nicht so kommunikativ, aufgeschlossen…warum ich so viel Ruhe brauche, oft überreizt bin etc. Ich dachte anfangs an eine Autismus-Spektrum-Störung, was meine Reizverarbeitung angeht und ich denke das spielt wahrscheinlich auch etwas hinein, aber der Hauptgrund ist wohl meine Introvertiertheit und Hochsensibilität.
    Danke für diesen Blog und die wertvollen Beiträge!